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Calatrava-Brücke umgebaut: Bilbao muss Entschädigung zahlen

12.03.2009 | 14:16 |  (DiePresse.com)

Die spanische Stadt hat gegen die Urheberrechte des Architekten verstoßen. Sie ließ seine Brücke eigenmächtig umbauen und muss nun 30.000 Euro zahlen. Calatrava hatte drei Millionen gefordert.

30.000 Euro Entschädigung muss die nordspanische Industriestadt Bilbao an den Architekten Santiago Calatrava zahlen, weil sie eine von ihm entworfene Fußgängerbrücke ohne sein Einverständnis umbauen ließ. Die Stadtverwaltung hatte die einem aufgeblähten Segel nachempfundene Brücke in der Nähe des Guggenheim-Museums um einen Laufsteg erweitern lassen, damit Anwohnern die Benutzung des Bauwerks erleichtert wurde.

Mit dem Anbau beauftragte Bilbao den japanischen Architekten Arata Isozaki. Wie Bilbaos Bürgermeister Inaki Azkuna am Mittwoch mitteilte, sah das Gericht es als erwiesen an, dass die Stadt gegen die Urheberrechte Calatravas verstoßen habe. Er sei mit dem Urteil aber dennoch zufrieden, sagte das Stadtoberhaupt. Denn Calatrava habe in seiner Klage einen Abriss des Laufstegs oder eine Entschädigung von drei Millionen Euro gefordert.

Rutschig und unpraktisch

Ein Gericht in der baskischen Metropole gab in einem Berufungsprozess einer Klage des spanischen Baumeisters teilweise statt. In erster Instanz war die Klage des Architekten abgewiesen worden. Damals hatten die Richter zwar anerkannt, dass die Brücke ein - urheberrechtlich geschütztes - Kunstwerk sei.

Sie befanden aber, dass die praktischen Belange der Bürger beim Überqueren der Brücke Vorrang hätten. Von Anfang an wurde die Brücke kritisiert: Unpraktisch sei sie, wurde bemängelt. Die Glasfliesen, auf denen man den Fluss Nervion überquert, würden bei schlechter Witterung rutschig.

Keine Calatrava-Brücke für Wien

Auch die Stadt Wien hatte im Vorjahr geplant, einen Auftrag an Santiago Calatrava zu vergeben. Der geplante Fußgänger-Übergang über die Triester Straße beim Wienerberg, dessen beabsichtigte Direkt-Vergabe für heftige Diskussion gesorgt hatte, war jedoch an den Forderungen Calatravas gescheitert. Im Oktober wurde das Projekt abgesagt: Man habe sich mit dem Architekten nicht über eine Kostenobergrenze bei Honorar und Baukosten sowie über das Mitspracherecht der Wiener Experten einigen können, hatte Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) begründet.

 


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