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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
06. August 2008
16:57 MESZ

9. bis 12. August

 

Alessandro Pianons "Pulcino"  (Murano, 1961) wartet bei Kovacek in der Spiegelgasse für 4800 Euro auf ein neues Nest.


Kunstmarkt: An der Salzach gibt man sich international
In Salzburg geben sich anlässlich der zweiten Salzburg World Fine Art Fair überwiegend Galeristen aus Deutschland und Österreich die Ehre

Was eine "internationale" Kunstmesse ist, bleibt eine Frage der Definition.

Salzburg - Hierzulande bekommen Kunstmessen vom Veranstalter das Attribut der "Internationalität" flott verpasst. Für diese Definition sind Teilnehmer aus dem benachbarten Deutschland ebenso völlig ausreichend wie ein Anteil zugereister Aussteller von 20 Prozent.

Als weiteres Argument hält die - bisweilen überschätzte - Bekanntheit im Ausland her. Inhaltlich bleibt man auf Österreichisches fokussiert, Internationales bleibt - mit französischer Tischlerkunst, Prints von Andy Warhol und den renommierten Bildwerken deutscher Expressionisten - meist eine Randerscheinung. Schließlich gibt es noch das Publikum als Maßstab. Und hier hat Salzburg mit seinen internationalen Festspielgästen gegenüber Wien eindeutig die Nase vorne - zumindest den Bereich klassischer Kunst- und Antiquitätenmessen betreffend.

Der Termin exakt zur Festspielzeit offeriert ein Rahmenprogramm für Kunstliebhaber. Seit vergangenem Jahr ist die Salzburger Szene um eine zweite Kunstmesse gewachsen. Zusätzlich zur traditionellen und während der Osterfestspiele stattfindenden Residenz Messe für Kunst und Antiquitäten lockt ab Samstag die Salzburg World Fine Art Fair (SWFAF). Das Management obliegt Bruce Lamarche, der auch für das auf Juwelen spezialisierte Mutterevent im Frühsommer in der Moskauer Manege zuständig ist.

Im Vergleich zu 2007 hat sich das Teilnehmerfeld der SWFAF ziemlich verändert. Es ist um satte 30 Prozent geschrumpft. Zählte man im Vorjahr 30 Teilnehmer, verteilen aktuell lediglich 21 ihre Ware in der Residenz. Laut Bruce Lamarche sei diese Verkleinerung erwünscht. Andere wissen von Problemen bei der Aussteller-Akquisition.

Ausgespielte Trümpfe

Tatsächlich lässt sich der Schwund hauptsächlich mit der Absage der im Vorjahr dominierenden Gruppe französischer Kunsthändler begründen. Sie erlebten an der Salzach ein wirtschaftliches Desaster, die Verkäufe blieben rigoros hinter den Erwartungen zurück. Nicht so bei der Gruppe österreichischer Aussteller, die - weil auch zu Ostern präsent - zumeist ihren Platztrumpf zogen. Andere - ausgenommen Kratochwill und Juwelier Köchert - wollen heuer auch davon profitieren: Zu Wienerroither & Kohlbacher, Kovacek Spiegelgasse, Galerie Budja sowie Salis & Vertes kamen aktuell Patrick Kovacs, das Kunsthaus Wiesinger und die Galerie Johannes Faber hinzu. Letzterer ist mit seinem Programm von Fotoarbeiten der klassischen Moderne ein absoluter inhaltlicher Gewinn. Statt der Franzosen dominieren heuer klar die deutschen Kollegen. Zu den interessantesten Messe-Neuzugängen zählt aber neben der japanischen Galerie Shibunkaku Jean David Cahn, ein auf dem Gebiet griechischer, römischer und ägyptischer Antike spezialisierter Basler Händler, einer der renommierten Maastricht-Veteranen mit entsprechend hochrangigem Programm.

Und falls jemand auf dem Weg in die ehemals erzbischöfliche Residenz Bedarf an einem Treppenwitz hat: Monsieur Steinitz, der ehemalige TEFAF-Aussteller, scheint nicht nur von seinem Programm französischer Möbel, sondern vor allem vom besonderen Klang seines Namens zu profitieren. Veranstalter von Kunstmessen schmücken sich gerne mit seiner angekündigten Teilnahme und werden dann eines Besseren belehrt. Denn in der Realität gibt er sich nur sporadisch die Ehre, erwartet womöglich kostenfreies Logis. Die Teilnahme an der Residenz Messe für Kunst und Antiquitäten im Frühjahr hatte er keine zwei Wochen vor Beginn abgesagt. Und auch aktuell war sein Name lange im Spiel. In den internationalen Presseunterlagen wird er noch als Teilnehmer geführt. Den Weg von der Seine an die Salzach wird er nun definitiv nicht finden, aber auch nicht müssen. Das Segment französischer Tischlerkunst ist längst da, formvollendete Transitions-Kommoden mit Marketerien, begleitet von einem holländischen Kabinettschrank mit Schildpatt-Einlegearbeiten bei Wiesinger (Wels). (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2008)

 

 

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