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vom 19.07.2006 - Seite 021
Drei Stationen im Passauer Museum Moderner Kunst

VON DIETLIND HEBESTREIT

Nonstop markieren 28 Kurzfilme beim Projekt "The Mozart-Minute" im Museum Moderner Kunst in Paussau bis 30. Juli kontroversielle Standpunkte.

Die extra kurzen Miniaturen von vorwiegend in Österreich lebenden Filmschaffenden zeigen knapp und knackig, dass beim Phänomen Mozart jenseits süßer, bis zur Unerträglichkeit ausgelutschter Musik, jede Menge gesellschaftskritische Ansätze lauern.

Da rülpst der geniale Komponist von der Bierflasche, seine Finger fallen als Pommes in die Tüte, und edle Teile werden abgeschnipselt. In seinem Kostüm stecken Farbige aus aller Welt und sogar ein stolzes Henderl. Porzellan wird zerschlagen, fest zementierte Tabus fallen.

Eine kleine Orgie, die wohl auch für die 18-Jahre-Altersbeschränkung des Projektes verantwortlich ist, symbolisiert das unergiebige Schmoren im eigenen Saft. Neben gebratenen Ratten, einer schmetternden Königin der Nacht und anderen Knallern gibt's auch leise und lyrische Ansätze, die zum Gelingen des Projektes wesentlich beitragen. Nach einem rasanten, rund halbstündigen Durchgang: Bitte noch einmal! Zur Umrahmung dient der Fotozyklus "Mozart-Visite" von Otto Mittmannsgruber.

Fransig-zackige Farblagen

Eine weitere Ausstellung im Passauer Museum widmet sich ebenfalls einem Österreicher: Bei seinen plakativen, oft riesigen Tafelbildern legt Erwin Bohatsch in einer speziellen Technik viele Farblagen übereinander, die im Einzelnen oft nur noch an den Rändern zu erahnen sind.

Bei seinen jüngeren Arbeiten entstehen fransig-zackige, streng horizontal und vertikal ausgerichtete Farbfelder, manchmal kontrastierend, oft aber Ton in Ton. Die umfassende Schau zeigt bis 23. Juli den Weg des 1951 in Mürzzuschlag geborenen Künstlers von einem symbolhaft-figurativen Stil zu abstrakter Reduktion.

Schaurig-schöne Welten

"Die Kunst des Zeichnens" zelebriert eine Schau des Hamburgers Horst Janssen (1929-1995), der kaum ein Thema ausgelassen zu haben scheint.

Bis 23. Juli können Besucher skurrile Stillleben, treffende Portraits, poetische Landschaften oder erstaunlich verrenkte Akte bewundern.

Gefällige Präsentation und hübsche Goldrahmen täuschen nur kurzzeitig über inhaltlichen Tiefgang hinweg. Neben Schönheit, Witz und Ironie finden sich auch Traurigkeit, Schmerz und viele andere düstere Gefühle. Wer wirklich in diese zauberhaften und schrecklichen Welten eintauchen möchte, sollte einige Verschnaufpausen einplanen.

Info: www.mmk-passau.de

Farbkraft von Bohatsch (mmk)


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