Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 22.05.2007 - Seite 021
Kubin-Schlössl Zwickledt

VON RAIMUND LOCICNIK

Die Kunst gehört zu den wenigen Möglichkeiten des Menschseins, Ängste, Visionen, Traumata und Psychosen zu kanalisieren und Ausdruck werden zu lassen.

Das zeigt auch das grandiose Werk des Zeichners Alfred Kubin. 1877 in Leitmeritz/Böhmen geboren, kommt er als Kind nach Zell am See, wo ihn auch bedrückende Ereignisse prägen. Unter anderem beobachtet der damals Dreijährige eine Rauferei mit tödlichem Ausgang, mit 10 Jahren verliert er die Mutter. Kurz darauf wird er von einer älteren Frau sexuell verführt und nachhaltig psychisch erschüttert. Immer mehr verliert er den Boden unter den Füßen. Eine missglückte Hypnose löst eine Krise aus, die in einem Selbstmordversuch endet.

Erst mit 21 Jahren öffnet er sich der bildenden Kunst, geht nach München und beginnt, sich die schrecklichen Erlebnisse von der Seele zu zeichnen. 1906 hat er so viel Geld verdient, dass er sich mit seiner Frau Hedwig in Zwickledt bei Schärding einen kleinen Landsitz kaufen kann.

In der Abgeschiedenheit des Landlebens fühlt er sich sicher. Mehrere tausend Grafiken und Illustrationen zu über 140 Publikationen entstehen bis zu seinem Tod im Jahr 1959. Das Land OÖ hat Zwickledt angekauft und in ein Museum verwandelt. Neben einer Auswahl aus seinem Oeuvre bietet es auch die Möglichkeit, die Wohn- und Arbeitsräume Kubins zu besichtigen. Darüber hinaus machen Workshops Zwickledt zum Treffpunkt für kreative Jugendliche. Offen von April bis Oktober (Di.-So.; Tel.: 07713 / 66 03).

Nächste Folge: Sparkasse Linz: Balzarek Zimmer, Liebenwein Fries

Ein idyllischer Ort, an dem Kubin zur Ruhe kam. Foto: Cervicek


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.