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AUSSTELLUNG: "Mirror Maker" von Fiona Tan

Expedition ins Unbekannte

VON FRANZ THEK

Mit einem Bein steht sie in der Fotografie, mit dem anderen im Film. Die Schnittstelle findet sich in ihrem Kopf.

Die Medienkünstlerin Fiona Tan (40) ist in Indonesien geboren, in Australien aufgewachsen, lebt und arbeitet nun in den Niederlanden. Spätestens seit der Einladung zur documenta XI zählt sie zu den großen Gestalten der Medienkunst.

Die OÖ. Landesgalerie in der Linzer Museumstraße zeigt derzeit die erste Solopräsentation von Tans Werken in Österreich. Erst in der Zusammenschau ist ihr künstlerisches Konzept für Besucher wirklich zu begreifen. Foto oder Film ist für Tan längst keine Frage mehr. Die Wechselwirkung von Statik und Bewegung ist für sie ein Kunstgriff, der eine dramaturgische Spannung aufbaut. Die Auseinandersetzung mit den abgelichteten Menschen ergibt ganz persönliche Geschichten.

Der Ausstellungstitel "Mirror Maker" ist vom Schriftsteller Primo Levi entlehnt. Dieser schildert in der gleichnamigen Novelle die Erfindung eines Spiegels, der das Bild eines Menschen so zeigt, wie er von seinem Gegenüber gesehen wird. Kein Ebenbild mehr, sondern ein Konstrukt aus der Sicht des Betrachters.

Subjektivität zieht sich durch Fiona Tans Werk, sie gräbt in die Tiefe und fördert immer wieder Erstaunenswertes zu Tage. Es sind Menschen unterschiedlichster Ethnien und Gesellschaftsschichten, denen Fiona Tan ihr ungeteiltes Augenmerk schenkt, sie praktisch röntgt und mit einer Historie belegt. Wenn sie ihr Raum-Zeit-Kontinuum aber auch auf Dinge ausweitet, so darf man sie als Magierin ansehen. Etwa bei "Rain", wo es stundenlang in zwei Kübel regnet, ohne dass diese übergehen. Die Ausstellung ist eine Expedition in Unbekanntes, mit einer erzählenden Führerin, die zu faszinieren weiß.

Info: OÖ. Landesgalerie, bis 13. August

Menschen im Mittelpunkt Foto: Fiona Tan


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