Salzburger Nachrichten am 13. Dezember 2005 - Bereich: Kultur
Museum spart Liechtenstein Museum
verkürzt Öffnungszeit
Hedwig KainbergerWien (SN). Das Liechtenstein Museum in Wien reduziert
seine Öffnungszeiten um etwa ein Drittel. Statt von 9 bis 20 Uhr wird das
Museum ab dem 31. März 2006 von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein. Statt an
einem, wird es an drei Tagen pro Woche geschlossen; nur von Freitag bis
Montag sind Exponate der Fürstliche Sammlungen zu besichtigen. "Wir sind angetreten als wirtschaftlich orientierter Betrieb", daher
werde die Öffnung an die Wünsche der Besucher angepasst, sagte
Museumsdirektor Johann Kräftner am Montag den SN. Es habe keinen Sinn, um
neun Uhr aufzusperren, wenn niemand komme. Die optimistischen Szenarien bei der Eröffnung des Museums im Palais
Liechtenstein im März 2004 seien nicht eingetreten. 600.000 Besucher pro
Jahr sei "ein unrealistischer Traum gewesen", erläuterte Johann Kräftner.
Tatsächlich kamen im ersten Geschäftsjahr von April bis Ende März 230.000
Besucher, im zweiten Jahr werden es voraussichtlich 150.000 sein. Die nächste Ausstellung "Caravaggio und Europa" wurde abgesagt. Als
Ursache wird der "unvorhersehbare Rückzug" einiger bereits zugesagter
Leihgaben angegeben. Die Ausstellung, derzeit im Palazzo Reale in Madrid,
hätte ab 5. März 2006 in Wien sein sollen. All dies bedeutet nicht den Anfang vom Ende des Museums Liechtenstein.
Derzeit wird in einer Sonderausstellung "Barockes Porzellan" gezeigt (bis
29. Jänner). Kräftige Lebenszeichen gibt das Museum auf dem Kunstmarkt.
Anfang Dezember erwarb es das Bild "Die unterbrochene Wallfahrt" Georg
Waldmüllers; mit einem Preis von 1,32 Mill. Euro war dies das teuerste je
im Dorotheum versteigerte Bild. In der gleichen Auktion erwarb das Museum
ein fast drei Meter hohes Bild eines Beduinen von Hans Makart. "Wir haben
noch andere wunderbare Dinge gekauft, die wir im Frühjahr präsentieren
werden", sagt Kräftner. Eine Ursache für das unerwartet geringe Interesse des Publikums ist das
Museumsangebot in Wien. "Wir müssen uns den Kuchen teilen", sagte
Kräftner. Wichtigste Konkurrenten seien das Kunsthistorische Museum und
die Albertina. Hinzu komme die Lage "in der Vorstadt", also im neunten
Bezirk abseits der touristischen Hauptwege. Besondere Erschwernis für die
Zufahrt ist derzeit vor der Haustüre eine Großbaustelle für eine Garage.
Internet: www.liechtensteinmuseum.at |