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18.11.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Salzburg: Persönlich beleidigt
VON ALMUTH SPIEGLER
Batliner zieht seine Sammlung zurück.

Trotz Umbauarbeiten zwischen zwei Ausstellungen öffnete das Salzburer Museum der Moderne zur "Langen Nacht der Museen" im Oktober seine Tore. Zu sehen waren eine neue Ausstellung von Martin Erjautz im Obergeschoß sowie der "Batliner-Raum" mit 20 Dauerleihgaben Klassischer Moderne, darunter Matisse, Giacometti, Brancusi. Den "Salzburger Nachrichten" (SN) schien das zu wenig: Die beiden Präsentationen seien "nach Auskunft vieler Besucher ein Nepp" gewesen, schrieb die SN.

Das war zu viel für den Liechtensteiner Rechtsanwalt und Mäzen Herbert Batliner. Der langjährige Salzburg-Freund, der das Museum mit regelmäßig wechselnden Leihgaben unterstützte, will seine Sammlung aus Salzburg abziehen, erklärte er in einem Brief u. a. an die SN: "Dadurch, dass Sie meine Sammlung als Nepp bezeichnet haben (. . .), beleidigen Sie mich persönlich und die Sammlung als solche. Ich bin daher nicht bereit, dem Museum weitere Leihgaben zur Verfügung zu stellen."

Für Museumsdirektorin Agnes Husslein "eine Katastrophe für Salzburg und das Museum". Im Moment sieht sie auch wenig Chancen, Batliner wieder mit der Stadt zu versöhnen, wie es ihr schon einmal gelungen ist, als er sich vor dem Bau des Museums wegen Vorwürfe vermeintlicher Steuerhinterziehung zurückziehen wollte. Doch Batliner, den die "Presse" auf Reisen erreichte, ist schwer gekränkt: "Wenn Salzburg nicht erkennt, was es an meiner Sammlung hat, muss ich sie abziehen. Diese ständigen Angriffe auf meine Person, das muss ich mir nicht gefallen lassen."

Wie zugesichert, wird Batliner zwar noch Leihgaben für die Schau russischer Avantgarde (Jänner bis Juli 2006) nach Salzburg schicken. Wo seine Sammlung aber in Zukunft zu sehen sein wird, dafür hat er sich noch nicht entschieden: "Ich habe verschiedene großzügige Angebote, auch aus dem Ausland." Wäre die von seinem Freund Klaus Albrecht Schröder geleitete Albertina eine Option? "Das möchte ich mir offen lassen." Schröder, dem Batliners Rückzug aus Salzburg "furchtbar Leid tut", wie er im Gespräch mit der "Presse" betonte, will sich jedenfalls in den nächsten Monaten mit ihm treffen: "Es gibt sicher nicht viele bedeutende Museen neben Salzburg, die sagen, dass seine Sammlung keine Bereicherung wäre."

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