Salzburger Nachrichten am 19. November 2001 - Bereich: kultur
The Waste Land - Wüste und Eis

Die Ausstellung "Ödlandschaften in der Fotografie" - Eine Initiative des Fotobeirats des Bundes

Im frisch adaptierten Atelier Augarten konzipierte auf Anregung durch den Fotobeirat des Bundes der Kurator Thomas Trummer eine Ausstellung, die dem jetzt schon lange anhaltenden "Körpertrend in der Kunst" eine Entgegnung bietet. Was man als Ödland verstehen kann, unterliegt unterschiedlichen Standpunkten, was man als Fotografie verstehen will auch.

Das eindrucksvolle Titelbild auf der Einladung und dem Katalog von Margherita Spiluttini entspricht dem, was man von einem guten fotografischen Bild erwartet, aber ist Schottergewinnung wirklich Ödland? Ihre weiteren Bilder betreffen Steinbruch oder Erdverschiebung in überschaubarer Grö-ße in Österreich und sind einfach professionelles Dokument, in der Art ihrer Architekturaufnahmen, die wegen dieser Qualität sehr geschätzt werden.

Kaucylia Brooke lebt in Los Angeles und sah sich durch einen abgebrannten Park motiviert, das leise Wiedererwachen der Natur zu dokumentieren. Dies tut sie ausschließlich mit Detailaufnahmen, daher kommt weit weniger die Dramatik zum Wort denn eine engagierte Dokumentation. Fotografisch sind die Bilder etwas größer, als ihnen gut tut.

Walter Niedermayr ist in der Ausstellung leider nur mit "Graue Wand", einer mehrteiligen Installation von Berglandschaft ohne Vegetation, vertreten. In seinen Winteraufnahmen von Skigebieten oberhalb der Baumgrenze hat er vor allem die unendliche Weite und Kraft der Landschaft dargestellt, in der auch bei größter Betriebsamkeit die Menschen ganz klein sind. Hier treffen das persönliche Engagement eines Fotokünstlers mit einem technischen Vermögen zusammen, das er anderswo immer wieder durch ganz große Formate demonstriert.

Ganz im Gegensatz zu dieser Perfektion steht die Darbietung der Diainstallation von Joachim Köstners "Nordensklöld and the Ice Cap 2000", die von zu naher Position zu groß nur auf die Wand projiziert wird. Wenn das Gletschererlebnis vom Fotografen für eine Präsentation von 120 x 180 cm vorgesehen ist, dann wird er ja wissen warum. Den kartografischen Aspekt vertritt Olafur Eliasson, seine minutiösen Dokumente von Landschaft aus Island, gereiht zum Wandbild, haben auch einen ästhetischen Reiz. Jane & Luise Wilson haben ihr Thema in der Dokumentation verfallender Großprojekte gefunden, einem immer wichtiger werdenden Aspekt der Landschaftsfotografie (der von unterschiedlichen internationalen Künstlern auf hohem Niveau thematisiert wird), hier aber nur mit einem Bild in der Ausstellung vertreten.

Das Engagement für Theorie zur Fotografie des Fotobeirats führt in diesem Falle dazu, dass in ein vom verstorbenen Künstler/Theoretiker Robert Smithson angelegtes Ideengebäude zeitgenössische Positionen hineingepuzzelt werden. Smithsons 16-mm-Film "Spiral Jetty" dient als Einstieg, und Roman Signers Videos "Kajakfahrt" (gezogen auf Erdstraße) und "Hot Spring, Iceland" (im Heißwasser versenkte Kamera) bieten den ironischen Ausstieg.

JANA WISNIEWSKI