Die UNO-City macht ihre Sammlung internationaler Kunst der Öffentlichkeit zugänglich
Kunst als mondäne Visitenkarte
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Die lebensgroße Frauenskulptur "The Link" von Mina Sunar. Foto: UNIS
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Von Christof Habres
![Aufzählung Aufzählung](00092838-Dateien/wzfeld.gif)
Werke von Günter Brus bis Max Weiler in UNO-City zu sehen.
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Kunstgeschenke von Mitgliedsstaaten.
Wien.
Das großzügige Geschenk war als zeitgenössische Visitenkarte
Österreichs an die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gedacht. Im
Jahr 1979, mit der Eröffnung des Vienna International Centres (VIC),
übergab die Republik Österreich nicht nur den Neubau des Architekten
Johann Staber seiner Bestimmung, sondern auch eine Sammlung
zeitgenössischer Kunst.
Das Ankaufsbudget für diese Sammlung betrug umgerechnet 1,5 Millionen
Euro und wurde von einer eigenen Fachjury der damaligen Regierung
verwaltet.
Kunst-Komitee mit Richtlinien
Dieses Kunst-Komitee hatte den Auftrag, ein paar Richtlinien zu
befolgen: Es sollten österreichische Künstler sein, alle damaligen
Kunstrichtungen sollten vorkommen und die Künstler schon einen Namen
haben. Das Projekt war dezidiert nicht als staatliche Nachwuchsförderung
gedacht. Es ging bei der Auswahl um österreichische Künstler, die nach
1945 ihre Karriere gemacht haben und schon auf ein bestimmtes Renommee
verweisen konnten. Worauf sich dieses Renommee begründete, ist bei der
Auswahl nicht ganz nachvollziehbar. Daher ist es aus der zeitlichen
Distanz interessant zu beobachten, welche Künstler damals von einer Jury
schon als so renommiert erachtet wurden, dass sie als künstlerische
Visitenkarte auf einer internationalen Plattform wie dem
UN-Hauptquartier die österreichische, zeitgenössische Kunstszene
repräsentieren sollten.
Das Konzept, die UNO-City in Wien neben den regulären Besucher-Touren
auch für Kunstliebhaber zu öffnen, nahm seinen Ursprung in baulichen
Mängeln des Komplexes. Genauer gesagt in der großzügigen Verwendung von
Asbest. Seit 2004 wird nun ein Trakt nach dem anderen generalsaniert.
Dabei mussten natürlich die Büros temporär umsiedeln und mit ihnen die
Kunstwerke, die in ihnen oder in den Gängen platziert waren. Dieses Jahr
ist das Ende dieser Generalsanierung abzusehen, und aus dieser
UNO-internen Völkerwanderung der Beamten wurde die Idee realisiert,
Sammlungsstücke teilweise neu zu positionieren und als Zusatzangebot der
Visitor Services der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Natürlich kann sich für Kulturinteressierte aus Österreich die
berechtigte Frage stellen, welchen Entdeckungswert eine Sammlung
heimischer Künstler hat, deren Arbeiten in den meisten anderen Museen
und Kunsthallen des Landes zu bewundern sind. Arbeiten von Max Weiler,
Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Markus Prachensky, Alfred Hrdlicka, Hans
Staudacher oder Günter Brus zählen zu den Fixbeständen heimischer
Institutionen und Galerien.
Für die Präsentation und den Besuch der Sammlung des Wiener
UN-Hauptquartiers sprechen drei wesentliche Dinge: Da ist natürlich der
Besuch des Vienna International Centers an sich. Wie oft kommt man in
dieses für den internationalen Ruf der Donaumetropole so bedeutende
Zentrum? Dann ist es von einer kunsthistorischen Warte aus spannend zu
betrachten, wer Ende der 1970er Jahre als etablierter Künstler galt und
wessen künstlerischer Stellenwert heute rapide gesunken ist oder dem
Vergessen anheimfiel. Hier werden keine Namen genannt, denn die
unerfüllte Neugier soll zu einemBesuchanimieren.Diese Führung wird auch
dadurch interessant, da mehr als 40 Mitgliedstaaten der UN-Niederlassung
Kunstwerke zum Geschenk machten.
Entwendete Friedenstaube
Da findet man etwa eine japanische Friedensglocke, die nur dreimal im
Jahr geläutet wird – anlässlich der Atombombenabwürfe auf Nagasaki und
Hiroshima und am 21. September, dem Weltfriedenstag –, die Skulptur
"Woman Free" von Edwina Sandys oder die Frauenskulptur "The Link" von
Mina Sunar, in deren gefalteten Händen sich eine Friedenstaube befand.
Diese Taube wurde jedoch – im vermeintlichen Zentrum des Weltfriedens –
gestohlen. Nun steht diese fragile Figur in einem Gang des VIC und
erinnert mit ihren leeren, gefalteten Händen an eine Bettlerin – für
Frieden?
Die Kombination nationaler und internationaler Kunstwerke verbunden
mit den Geschichten rund um die Tätigkeiten, Bemühungen und Ziele der
UNO machen den Besuch sehr abwechslungsreich und empfehlenswert. Wobei
ein Katalog mit Abbildungen und einem Gesamtverzeichnis aller Kunstwerke
die Orientierung noch erleichtern würde.
http://www.unis.unvienna.org
Printausgabe vom Samstag, 26. März 2011
Online seit: Freitag, 25. März 2011 17:14:00