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Immer wieder auf Paradoxes
stoßen... |
"Die Bilder sehen aus wie Malerei,
sprechen über neue Medien und sind Fotografien!" - Philosophie
des Linzer Künstlers Günther Selichar, den eine große
Personale in der oö. Landesgalerie
präsentiert.
"Selichar hat nicht nur ein hohes
ästhetisches Niveau, er bietet auch den Diskurs an." -
Landesgalerie-Leiter Martin Hochleitner bringt es genau auf
den Punkt. Wer sich dieser Ausstellung nähert, wird
tatsächlich feststellen können, dass den hier gezeigten Werken
von Günther Selichar auf zwei Arten begegnet werden kann: Sie
eignen sich sowohl zum bloßen Betrachten als auch zur
intensiven konzeptuellen Auseinandersetzung.
Medialer Alltag
Wer sich mit dem
teils medienkritischen theoretischen Hintergrund der Arbeiten
nicht auseinandersetzen will, dem wird er nicht aufgedrängt.
Obwohl hinter den hochglänzenden Oberflächen die Botschaft
heftig lauert.
Es ist ja wohl kaum möglich, dass sich
ein unbedarfter "Schauer" nicht fragt, was diese
großformatigen Tafelbilder sollen. Sie zeigen abgeschaltete
Bildschirme, von innen heraus leuchtende Gegenstände
(Digitalanzeigen), Lichtquellen. Sie irritieren - wie etwa die
mikroskopisch realisierte Foto-Serie "Sources" - oft durch
eine seltsam grafische Struktur. Wie Zeichnungen. Das Material
grobkörnig durch den Einfluss von Licht. Aus dem
gegenständlichen Zusammenhang herausgerissen in die
Abstrahierung.
"Es geht mir um verschiedene Aspekte
des medialen Alltags" - sagt Günther Selichar beim ersten Gang
durch die große Ausstellung in der zweiten Etage der
Landesgalerie. Medialer Alltag - sowohl, was die dafür
benötigten Geräte betrifft, als auch über diese Geräte
vermittelte Inhalte. Das ist hier anhand des vielfältig
umgesetzten kunstgeschichtlichen Zitats "Who's afraid of Blue,
Red and Green" leicht nachzuvollziehen: Die einzelnen Stege
großer Stegdoppelplatten wurden in zeitverschlingender Arbeit
mühsam mit Farbpigmenten gefüllt. Ein Verweis auf Yves Kleins
Anspruch von "Malerei als reiner Materie". Wobei sich mir da
stets die Frage nach Klärung des Begriffs "Malerei" stellt:
Tätigkeit oder Ergebnis?
Diskussion angeregt
Paradoxer Diskussionsbeitrag: ein Video, das im
digitalen Zusammenspiel von realer Autofahrt und künstlich
inszeniertem "Gelsentod" auf Skandalisierung durch Medien
anspielt. Endergebnis: ein frappant an Pollocks
Action-Painting erinnernder Tote-Gelsengatsch als
Quasimalerei.
Auch einen spannenden interaktiven
Zusatz hat Selichar verankert: http://www.creativetime.org/ . Einfach
eintippen in Ihren Computer, mitmachen und gewinnen bei einem
Kunstprojekt, das am Times Square New York präsentiert wird.
Info/Katalog: 0732/ 77 44 82.
OÖNachrichten vom 22.01.2004 |
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