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Ein sezierender Blick auf die Gegenwart

Da ist aber ein bemerkenswerter Aufbruch passiert! Die Schwedin Veronika Merl, seit Jahren Teil der heimischen Kunstszene und bekannt als formidable Textilkünstlerin, erzählt uns neue Bildgeschichten mit den Mitteln der Zeichnung und Malerei. Mit 31 Arbeiten sorgt sie auf dem Gang und in den zwei Räumen der Berufsvereinigung Bildender Künstler im Linzer Ursulinenhof für eine saftige Überraschung mit einem durchdringend sezierenden Blick auf die Gegenwart der "schönen neuen Welt".

Veronika Merl formuliert in zwei Varianten: In ihren Tinte-Tusche-Arbeiten auf Himalayapapier greift sie mit einer Fülle an Einzelbildern, Schriften, Splittern, Szenerien uns bewegende Themen auf wie Gentechnik, Schönheitswahn, die Macht der Lebensmittelindustrie; scharfe kritische Botschaften von einer erschreckenden Welt, die das Maß der vernünftigen Balance verloren hat.

In ihren Ölbildern geht die Künstlerin von der Üppigkeit und Vielfältigkeit ihrer Geschichten in wunderbar konzentrierende Ausschnitte. In kraftvoll-suggestiven Gelb-Rot-Tönen oder in einem Kosmos aus Nachtblau und Grün sind Einzelobjekte übrig geblieben: ein Kübel, ein Stuhl, eine Antenne, ein Schlagwort, eine Aufforderung mitunter wie ein Hilferuf. Und Menschenkonturen, Umrisse, gleichsam Schattenwesen. In großer Farbintensität verbergen sich Bedrückungen, Ängste, Rätsel; irriterende Momentaufnahmen einer unbehaglichen Gegenwärtigkeit.

So formuliert sich Veronika Merl als scharfsichtige gesellschaftspolitisch couragierte Künstlerin.

Bis 13. April. Zeichnungen und Malereien zwischen 290 und 720 Euro, Tapisserien 1500 bzw. 2180 Euro


OÖN vom 29.03.02 zuletzt geändert am: 28.03.02 15:32:24


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