Schlupflöcher für freien Museumseintritt
Museumstag. Am kommenden Samstag, dem 16. Mai, ist der Eintritt in viele Museen in Stadt und Land frei.
Hedwig Kainberger Salzburg, Wien (SN). Salzburg prescht in der Museumspolitik vor. Anlässlich des Internationalen Museumstags, allerdings am Tag davor, am Samstag, dem 16. Mai, wird der Eintritt in alle Museen in der Stadt Salzburg sowie in rund 50 Regional- und Gemeindemuseen frei sein. Dies kündigten der stellvertretende Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Landesrätin Doraja Eberle (beide ÖVP) am Dienstag in einer Pressekonferenz an.
Dieser Tag mit freiem Eintritt sei „ein Dankeschön an die Salzburger Steuerzahler, die es durch ihre Beiträge erst ermöglichen, dass Salzburg sein reiches kulturelles Erbe in dieser Form präsentieren kann“, sagte Wilfried Haslauer. Nach den Erfahrungen mit mit dem ersten „Tag der Salzburger Museen“ im Vorjahr erwarte er heuer an die 20.000 Besucher.
Nächstes Jahr soll aus dem Tag eine Woche des freien Eintritts werden. Die Initiative dazu war von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) gekommen, die heuer im Wahlkampf angekündigt hatte, einen Monat lang freien Eintritt in Salzburger Museen zu gewähren. In den Koalitionsver- handlungen von ÖVP und SPÖ wurde daraus eine Woche, die im Regierungsprogramm fixiert ist.
Für den „Tag der Salzburger Museen“ haben viele Museen Sonderprogramme vorbereitet. Damit wird dieser 16. Mai ein Pendant zur „Langen Nacht der Museen“, einer Initiative des ORF, die heuer für den 3. Oktober angesetzt ist.
Abgesehen von Salzburg gibt es – dies ergab ein Rundruf der SN – in Österreich kaum andere Museen, die den Internationalen Museumstag derart würdigen. Dieser wird seit 1977 vom Internationalen Museumsrat ICOM festgelegt, um auf Bedeutung und Vielfalt der Museen weltweit aufmerksam zu machen. ICOM hat im österreichischen Nationalkomitee laut eigenen Angaben auf www.icom-oesterreich.at 1200 Museen und Museumsfachleute als Mitglieder.
So bleiben für freien Eintritt in die Museen für den Großteil der Bevölkerung nur winzige Schlupflöcher. Einige Häuser bieten Müttern am Muttertag – das Joanneum in Graz auch Vätern am Vatertag – freien Eintritt. Manche, wie das Ferdinandeum in Innsbruck, lassen die Besucher am Nationalfeiertag gratis in ihre Ausstellungen. Oder: Das Kunsthistorische Museum hat zum Amtsantritt von Direktorin Sabine Haag ein „open house“ veranstaltet. Anderen verhelfen Sponsoren zu freiem Eintritt: So gab es in Wien im Museum Moderner Kunst (Mumok) im Vorjahr einen „Dorotheum-Tag“, im MAK zahlt jeden Samstag der Verbund-Konzern alle Eintritte.
Sonst gibt es finanziell attraktive Angebote nur für Vielbesucher, vor allem über Freundes- und Museumsvereine, die Mitgliedern freien Eintritt in eigene Häuser und Rabatte bei Partnern gewähren. Die größten dieser Vereine sind der in Salzburg (5400 Mitglieder, 28 Euro Jahresbeitrag) und jener des Kunsthistorischen Museums (5000 Mitglieder, 55 Euro).
Ansonsten bleibt der Museumsbesuch in Österreich ein Luxusgut. Sieben bis zehn Euro pro Eintritt ist für Normalverdiener keine Okkasion. Vielmehr gibt es Anzeichen, dass der Anteil von Touristen wächst. Beispiel Kunsthistorisches: Dort schrumpfte der Anteil der Österreicher von 38,5 Prozent (2001) auf 29 Prozent (2008).Anfang und Ende Der Vorschlag von Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) nach ihrem Amtsantritt, in den Bundesmuseen einen Tag im Monat freien Eintritt zu gewähren, ist versandet. Nun ist seit Juni 2008 in Aussicht gestellt, Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr gratis in die Bundesmuseen zu lassen. Laut jüngsten Ankündigungen Schmieds – zuletzt im Kulturausschuss des Nationalrats Ende der Vorwoche – soll dies ab Anfang 2010 realisiert werden. Dafür spricht der Budgetvoranschlag: Darin ist der Posten für die Bundesmuseen der einzige große, der für 2010 um mehr als die Inflationsrate erhöht wird. Ein Teil davon dürfte als Abgeltung für den Gratiseintritt für Jugendliche vorgesehen sein.
Es sei zu befürchten, dass dies der Anfang und zugleich das Ende von Schmieds Museumspolitik werde, sagte der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, den SN. Obwohl monatelang über eine Neuordnung der Bundesmuseen verhandelt worden sei, werde wegen des Widerstands der Direktoren voraussichtlich alles bei den alten Doppelgleisigkeiten bleiben.