Liebe und Tod – ein Geschwisterpaar durch die
Jahrhunderte hindurch. Auch für die Wiener Kunsthalle, die als Dialog
zur Liebe in der Schau "True Romance" jetzt junge Kunst aus
Lateinamerika in ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Tod zeigt.
Egal ob durch Rückblick in die spanische Kolonialgeschichte, das
Abschlachten der einheimischen indigenen Bevölkerung, die Rituale eines
veralteten Katholizismus mit Verhüllung und Märtyrerblut oder die neuen
Erscheinungsformen der "heiligen Tödin" als Skelett im Abendkleid mit
Sense: Die lateinamerikanische Künstlerschaft liebt den Tod als Thema.
Cildo Meireles hat schon 1987 hinter
schwarzem Vorhang eine zwei Tonnen schwere Installation aus Münzen am
Boden, von der Decke hängenden Knochen und einer Säule aus Oblaten
konzipiert. Sinnbilder des Todes sind auch die von Juan Manuel
Echavarria zu Blütenformen kombinierten Knochen, die er als moderne
Herbarien fotografiert. Pedro Reyes hat der verhüllten Frau Tod eine
Kugel in die Hand gegeben und sie ist als bunte Puppe aufgestellt.
Von den vielen Videoarbeiten ist sicher das gefundene Material von
Ivan Edeza hervorzuheben: Es zeigt die Jagd per Helikopter auf Indios
im Dschungel und das Abscheiden von deren Ohren als Jagdtrophäe.
Ironie und Tod
Doch der Tod kommt auch mit Ironie und viel Lebendigkeit: Als
Tätowierung und Schmuck bei Stephan Lugbauer – einem "Zugereisten" aus
Europa, der wie Santiago Serra dem sozialen Blick auf den Tod viel
abgewinnen kann. Dr. Larka schließlich weidet sich in den barocken
Anspielungen des Vergänglichen, in dem er Illustrierten-Schönheiten zur
Hälfte zum Skelett verwandelt.
Der konzeptuelle Blick auf Verschwundene, zufällige Tode oder den
Mord: Ilán Liebermann, Enrique Metinides, sowie Bastienne Schmidts
durch Teller vor dem Gesicht anonymisierten Killer der Drogenkartelle
bewegen sich zwischen Dokumentation und Voyeurismus.
Schwarze Kulissen sind die Art Déco-Bauten des argentinischen
Architekten Francisco Salamone, die Esteban Pastorino im altmodischen
Gummidruckverfahren zu bedrohlichen Nachtstücken wandelt. Die
Metropolis als Moloch – so auch Mexiko City bei Melanie Smith. Ob
Totenkopf mit Schachbrettmuster von Gabriel Orozco oder Fährmann ins
Jenseits von José Alejandro Restrepo: Die Todesmetaphern prägen die
Kunst dieses Kontinents bis ins Heute.
Viva la Muerte
Kunst und Tod in
Lateinamerika
Kuratoren: Gerald Matt und
Thomas Mießgang
Kunsthalle
Zu sehen bis 17. Feb. 2008
Kunst des Makabren.
Dienstag, 16. Oktober 2007