Der Verlust von Persönlichkeit und Individualität im sich rasant wandelnden Umfeld des Menschen ist ein wiederkehrendes Thema in Jürgen Bauers Arbeiten: Waren es bei H.I.D.E. Human Identity Database Emulation (2002) persönliche und individuelle Porträts vor dem Hintergrund stetig mehr um sich greifender, digitaler und emotionsloser Codierungsmechanismen, oder die Verfremdung bereits einverleibter und bekannter urbaner Bilder beim Projekt Urban Fraction (2002), so stellt Bauer in seinen jüngsten Arbeiten sehr individuelle Kennzeichen, seine eigene Handschrift, in den Vordergrund.
In mehreren Schichten legt er diesen unmittelbaren Ausdruck des Persönlichen zusammen mit netzwerk- und landschaftsartigen Strukturen übereinander. Die Wiederentdeckung des Handschriftlichen ist sowohl ein sehr persönlicher Prozess, als auch Einladung dazu, trotz der Dichte und der sich überlagernden Vielfalt an Informationen bis zum Wesentlichen zu blicken. "Es geht darum, sich der immer abstrakter werdenden Identifikationsinstrumente, die den Menschen entemotionalisieren und austauschbar machen, bewusst zu werden", so Bauer. Die Wahrnehmung einer individuellen, emanzipierten Persönlichkeit wird zunehmend erschwert. Die Folge davon ist, dass "das Vertrauen, das wir unserem Gegenüber entgegenbringen, immer weniger über deren Persönlichkeit und deren Glaubwürdigkeit aufgebaut wird." (red)