"1945: Ich beginne das Kunststudium als
Arbeiterkind und elternloser Frontheimkehrer, 18 Jahre alt.
Überall ist die Not groß, die Menschen hungern nach Frieden.
Zunehmend beschäftigt mich die Kunst in ihrer Beziehung zur
Religion. Als 12-Jähriger habe ich der sterbenden Mutter
zugesagt, den Glauben und die Kirche nicht zu verlassen....
Aber gerade unter den Christen treffe ich die, die mir nicht
glauben! Meine Seele stirbt darüber, gegen meinen
Willen."
Diese berührenden Worte stammen vom Künstler
Josef Fischnaller (79). Der Maler, Druckgrafiker, Zeichner und
Bildhauer, der trotz großer Phasen extremen wirtschaftlichen
Drucks konsequent künstlerisch arbeitete, ist am 26. August an
den Folgen eines Herzinfarktes
gestorben.
Großes
Engagement
Josef Fischnaller wurde am 18.
Oktober 1927 in Brixen, Südtirol geboren und kam nach dem
Krieg nach Linz. Er besuchte hier Kunstgewerbe- und
Kunstschule (jetzige Kunstuni). Seit 1954 prägte er die
heimische Kunstlandschaft als freischaffender Bildhauer und
Maler.
So entstand die erste private Galerie nach 1945
auf seine Initiative hin. Bereits 1965 eröffnete Josef
Fischnaller das erste Offene Kunsthaus, das es je in Linz
gegeben hatte. Und Fischnaller gab auch den Anstoß zur
Errichtung eines Kunsthauses im ehemaligen Salzamt an der
Donaulände in Linz, das für das Kulturhauptstadtjahr 2009
adaptiert werden soll.
Seine geradlinige, prägnante
Formensprache wurde ihm ebenso unverwechselbares Markenzeichen
wie sein konsequentes Engagement. So gründete er Anfang der
sechziger Jahre mit den Künstlerkollegen Ruprechter, Bejvl und
Kliemstein die "Schabledergruppe" und um 1965 mit Fritz Aigner
und Ruprechter die neue "Donauschule".
Erklärtes
Anliegen: auch in die Wohnungen einfacher Menschen
Originalkunstwerke zu bringen. In Erinnerung geblieben ist da
vor allem seine Aktion, exklusiv an Arbeiter Kunstwerke sehr
günstig zu verkaufen: Ein Ölbild um 200 Schilling, im
Direktverkauf aus dem Atelier in der Linzer
Hofgasse.
Fischnaller sorgte auch stets durch markante
Sprüche an seiner Ateliertür für Aufsehen, etwa mit dem
Linolschnitt "Ich Arbeiterkind bin kein
Idiot".
Über den irdischen Tod
hinaus
Viele Kirchen und sakrale Bauten hat er
ausgestattet, eine seiner Figuren wurde das offizielle
Geschenk des Landes OÖ an Papst Benedikt. Die internationale
Anerkennung von New York bis Russland steht neben den
regionalen Erfolgen.
Wie sein Sohn Paul mitteilte,
sagte Josef Fischnaller auf dem Todesbett: "Ich habe noch so
viel zu tun." Durch die zeitlose Gültigkeit seiner schlichten,
einprägsamen Kunstwerke und seine Initiativen wird ihm dies
auch gelingen. Über seinen irdischen Tod hinaus. Eine große
Leistung.
Verabschiedung: 1. September, 11 Uhr, Pfarre
St. Michael, Bindermichl
vom 29.08.2006 |