OÖNachrichten
http://www.nachrichten.at/kultur/471824
von
Irene Judmayer
TODESFALL: Josef Fischnaller prägte die heimische Kunstlandschaft
"Ich habe noch so viel zu tun!"
"1945: Ich beginne das Kunststudium als Arbeiterkind und elternloser Frontheimkehrer, 18 Jahre alt. Überall ist die Not groß, die Menschen hungern nach Frieden. Zunehmend beschäftigt mich die Kunst in ihrer Beziehung zur Religion. Als 12-Jähriger habe ich der sterbenden Mutter zugesagt, den Glauben und die Kirche nicht zu verlassen.... Aber gerade unter den Christen treffe ich die, die mir nicht glauben! Meine Seele stirbt darüber, gegen meinen Willen."

Diese berührenden Worte stammen vom Künstler Josef Fischnaller (79). Der Maler, Druckgrafiker, Zeichner und Bildhauer, der trotz großer Phasen extremen wirtschaftlichen Drucks konsequent künstlerisch arbeitete, ist am 26. August an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben.

Großes Engagement

Josef Fischnaller wurde am 18. Oktober 1927 in Brixen, Südtirol geboren und kam nach dem Krieg nach Linz. Er besuchte hier Kunstgewerbe- und Kunstschule (jetzige Kunstuni). Seit 1954 prägte er die heimische Kunstlandschaft als freischaffender Bildhauer und Maler.

So entstand die erste private Galerie nach 1945 auf seine Initiative hin. Bereits 1965 eröffnete Josef Fischnaller das erste Offene Kunsthaus, das es je in Linz gegeben hatte. Und Fischnaller gab auch den Anstoß zur Errichtung eines Kunsthauses im ehemaligen Salzamt an der Donaulände in Linz, das für das Kulturhauptstadtjahr 2009 adaptiert werden soll.

Seine geradlinige, prägnante Formensprache wurde ihm ebenso unverwechselbares Markenzeichen wie sein konsequentes Engagement. So gründete er Anfang der sechziger Jahre mit den Künstlerkollegen Ruprechter, Bejvl und Kliemstein die "Schabledergruppe" und um 1965 mit Fritz Aigner und Ruprechter die neue "Donauschule".

Erklärtes Anliegen: auch in die Wohnungen einfacher Menschen Originalkunstwerke zu bringen. In Erinnerung geblieben ist da vor allem seine Aktion, exklusiv an Arbeiter Kunstwerke sehr günstig zu verkaufen: Ein Ölbild um 200 Schilling, im Direktverkauf aus dem Atelier in der Linzer Hofgasse.

Fischnaller sorgte auch stets durch markante Sprüche an seiner Ateliertür für Aufsehen, etwa mit dem Linolschnitt "Ich Arbeiterkind bin kein Idiot".

Über den irdischen Tod hinaus

Viele Kirchen und sakrale Bauten hat er ausgestattet, eine seiner Figuren wurde das offizielle Geschenk des Landes OÖ an Papst Benedikt. Die internationale Anerkennung von New York bis Russland steht neben den regionalen Erfolgen.

Wie sein Sohn Paul mitteilte, sagte Josef Fischnaller auf dem Todesbett: "Ich habe noch so viel zu tun." Durch die zeitlose Gültigkeit seiner schlichten, einprägsamen Kunstwerke und seine Initiativen wird ihm dies auch gelingen. Über seinen irdischen Tod hinaus. Eine große Leistung.

Verabschiedung: 1. September, 11 Uhr, Pfarre St. Michael, Bindermichl

OÖnachrichten vom 29.08.2006
 
   



© Wimmer Medien / OÖNachrichten
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.
zurück