text breit  text schmal  
drucken 

derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
31. August 2004
15:32 MESZ
Link

kunst-wien.at
 
Wiener Konkurrenz bei Kunstmessen
MAK-Direktor Noever beherbergt die "kunst wien" und kritisiert die "viennAfair"

Wien - Zum zehnten Mal fungiert das Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) als Vermieter für die demnächst stattfindende Kunstmesse für Gegenwartskunst, "kunst wien" (7. bis 10. Oktober). Ab dem kommenden Frühjahr muss die etablierte Messe allerdings mit Konkurrenz rechnen: der viennAfair Kunstmesse Wien 05 (21. bis 24. April) am Wiener Messegelände im Prater.

MAK-Direktor Peter Noever gab sich darüber gegenüber der APA kritisch: "Die 'kunst wien' ist für das MAK eine thematisch spannende und konsequente Ergänzung der Sammlungstätigkeit und des Ausstellungsprogramms. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens erfährt die kunst wien eine Neuorientierung und wird sich nicht mehr nur auf Wiener- und Bundesländergalerien konzentrieren, sondern sich als überregionale Informations- und Verkaufs-Veranstaltung präsentieren".

Große Flächen, große Möglichkeiten

Zum Veranstalter der viennAfair Kunstmesse Wien, dem Betreiber des "MessezentrumWienNeu", Reed Exhibitions meinte der MAK-Direktor: "Reed ist ein Monopolbetrieb, der gezielt seinen Vorteil der großen Ausstellungsfläche ausspielt. Wenn das Messe-Thema Kunst heißt, ist allerdings nicht nur Quantität entscheidend. Hier ist etwas anderes wichtig: Es geht um eine attraktive, der Kunst entsprechenden Örtlichkeit und vor allem um Identität. Reed wird dem Anspruch auf ein künstlerisches Umfeld nicht gerecht".

Reed präsentiere seine Kunstmesse im "anonymen Messezentrum Wien", so Noever: "Natürlich bedeuten große Flächen große Möglichkeiten. In punkto Ausstellungsfläche kann das MAK, das für die 'kunst wien' 4.357 Quadratmeter veranschlagt, nicht mitbieten. Die 'kunst wien' brilliert jedoch mit qualitativer Hochwertigkeit. Langfristiges Ziel einer Kunstmesse sollte es sein, die international bedeutendsten Sammler nach Wien zu holen. Dazu braucht es das Engagement der ganzen Stadt, das - obwohl sich Wien gerne mit dem Etikett Kunstmetropole schmückt - leider ausbleibt".

"kunst wien 2004" wirbt mit Lage

"Unsere Stärken sind die zentrale Lage und die Überschaubarkeit", sagte der Veranstalter der "kunst wien 2004", Kurt Jirasko von der Werbe- und Ausstellungsfirma Präsenta, bei der heutigen Pressekonferenz. Er spielte damit auf die seit Wochen angekündigte viennAfair Kunstmesse Wien an, die erstmalig im April 2005 als Konkurrenzveranstaltung zur "kunst wien" stattfinden soll. Ursprünglich habe man mit deren Veranstalter Reed Exhibitions wegen einer Übernahme der arrivierten Messe verhandelt, allerdings erfolglos. Heuer setzt die zehnte Ausgabe der "kunst wien" auf internationale Beteiligung und einen Schwerpunkt "Fotografie". Im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) stellen 60 Galerien aus (7. bis 10. Oktober).

"Ich finde es generell nicht schlecht, dass die Messeszene in Wien wächst", sagte der anstelle des früheren Fachbeirats engagierte neue Koordinator der "kunst wien", Karl A. Irsigler. "Wir betrachten uns mit den neun Jahren Erfahrung als Plattform für Künstler und als Appetitanreger für ein junges Sammler-Publikum", meinte er weiters. Was immer in der Vergangenheit gegen die "kunst wien" vorgebracht worden wäre, sei "hinter dem Rücken der Künstler gesagt worden", so Irsigler.

"Der Markt wird alles zeigen"

Auf Grund der akuten Raumnot im MAK verhandelte die "kunst wien" bis Ende Mai mit dem internationalen Veranstalter Reed Exhibitions. "Es wäre eine andere Messe geworden als unsere, und wir waren auch gegen einen Termin im Frühjahr", kommentierte Jirasko den Abbruch der Gespräche. "Wien verträgt durchaus zwei Messen, und die neue Messe baut ja eigentlich auf unserer Arbeit auf". Wie es mit der "kunst wien" im nächsten Jahr weiter gehe, werde man sehen: "Der Markt wird alles zeigen", so Jirasko. Möglicherweise würden auch Aussteller, die jetzt zur neuen Messe übergelaufen wären, wieder zurück ins MAK kommen. Eine Orientierung könnte dabei nach Osten stattfinden, "was aber derzeit finanziell zu schwierig ist", so Jirasko.

Größere Galerien, wie Krinzinger, Hilger oder Faber, die zuletzt auf der kunst wien vertreten waren, sind heuer bei der Konkurrenz zu erwarten. Von den 60 Ausstellern auf der "kunst wien" kommen 20 aus Wien (darunter die Galerien Peithner-Lichtenfels, Wolfrum und Sur), zwölf aus den Bundesländern (u. a. Artmak Galerie aus Spital /Pyhrn, Galerie Pehböck aus Perg), und 14 aus dem Ausland (darunter Galerie Peter Borchardt aus Hamburg, Galerie Komart aus Bratislava, Photography now aus Berlin, Galerie Schwind aus Frankfurt). Ein thematischer Schwerpunkt ist diesmal mit einer Beteiligung von rund 20 Prozent der Aussteller der Fotografie gewidmet.

Plattform für die Fotografie-Studenten

"Wir wollen nicht pädagogisch wirken, aber doch einem internationalen Trend Rechnung tragen", so Irsigler. "Und zudem eine Plattform für die Fotografie-Studenten der beiden Hochschulen bieten". Überhaupt betrachte man es als "Qualität der 'kunst wien', nicht nur eine kapitalintensive, sondern auch eine soziale Motivation zu haben".

Insgesamt sind 46 Galerien und Institutionen, drei Künstlerbedarfs-Anbieter und elf Verlage auf der "kunst wien" vertreten. Die Podiumsdiskussionsreihe "Die Kunst und der Markt" wird fortgesetzt. Koordinator Irsigler leitet das Gespräch zum Thema "Motivation des Sammelns: Denkmodelle-Möglichkeiten" am 7. 10. um 19 Uhr. Die Veranstalter erwarten zwischen 10.000 und 13.000 Besuchern. (APA)


© 2004 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.