Rechnungshof geißelt Verleihpraxis von vier Landesmuseen
Hunderte Museumsstücke nicht auffindbar
Von WZ Online
![Aufzählung Aufzählung](00092836-Dateien/wzfeld.gif)
Über 6.000 Objekte an nichtmusealen Orten.
Wien.
Verliehen gleich verloren: Diese Rechnung galt lange Zeit für vier
österreichische Landesmuseen, deren Verleihpraxis nun in einem
Rohbericht des Rechnungshofs heftig kritisiert wird. Unter Beschuss
gerieten dabei laut einem Bericht des "Standard" das Oberösterreichische
Landesmuseum, die Residenzgalerie Salzburg, das Tiroler Landesmuseen
und das Wien Museum. Insgesamt verliehen die Einrichtungen "mehr als
6.000 Objekte zur Ausschmückung von Amtsräumen, Büros, Pfarren,
Krankenzimmern und Hörsälen. Rund 600 dieser Objekte waren nicht
auffindbar", heißt es im RH-Rohbericht.
In der Linzer Einrichtung gelten demnach 475 von 5.401 verliehenen
Objekten als nicht auffindbar. Dabei sieht das Statut des Landesmuseums
gar nicht vor, an nichtmuseale Einrichtungen zu verleihen. Dennoch
erhielten zwei Landtagsklubs Objekte - ohne dies vertraglich
abzusichern. An fünf kirchliche Einrichtungen wurden Werke im Wert von
149.000 Euro vergeben, wofür anstelle von Versicherungen ein Infoblatt
über den Versicherungsschutz für Pfarren akzeptiert wurde. Ungeachtet
konstatierter Beschädigungen bei Standortkontrollen wurden die
betroffenen Stücke nicht eingezogen.
In Wien verlieh man 411 Objekte an nicht-museale Einrichtungen, wobei
die Versicherungskosten vom Museum getragen wurden. 98 Objekte,
zwischen 1910 und 1999 verliehen, blieben dabei laut Rechnungshof
unauffindbar. Das Wien Museum verschwieg dieses Faktum dem Eigentümer,
was vom RH kritisiert wird. In der Innsbrucker Datenbank sind 41 Gemälde
und 42 Skulpturen als nicht auffindbar ausgewiesen. Das Fehlen sei
"teilweise bereits seit Jahrzehnten" bekannt. Und in allen vier Museen
"erfolgte keine kontinuierliche systematische Überprüfung" des
Sammlungsguts.
Nicht versichertes Objekt in privatem Museum
Dies betreffe auch den Leihverkehr mit anderen Museen. In der
Bundeshauptstadt wurden - obwohl nur befristete Leihgaben vorgesehen
sind - 251 Objekte bei Überprüfung unbefristet verliehen. Mit 31
Leihnehmern war dabei kein Vertrag abgeschlossen worden. Ein Objekt aus
Linz findet sich in einem privaten Museum, obgleich Leihvertrag und
Versicherung seit 2003 abgelaufen sind. Dabei verlangt lediglich das
Wien Museum Gebühren für den Verleih an eine andere Einrichtung: In Linz
kostet ein Verleih das Museum hingegen 226 Euro, in Tirol 485 Euro und
in Salzburg 556 Euro pro Objekt - ein Aufwand, der laut RH dem Empfänger
in Rechnung zu stellen sei.
Im Wien Museum hatte man bereits am Mittwoch in einer Aussendung auf
den langen Zeitraum von 100 Jahren verwiesen, in dem die Verluste
angefallen seien. Auch seien die letzten nicht auffindbaren Objekte in
den 1990ern verliehen worden. Kein einziges unter der Direktion von
Wolfgang Kos ausgeliehenes Werk sei unauffindbar. Im Zuge der
veranlassten Gesamtinventur habe man überdies zahlreiche verschwunden
geglaubte Objekte wiederentdeckt: "Festzuhalten ist außerdem, dass es
sich bei den derzeit nicht auffindbaren Objekten generell nicht um
bedeutende Kunstwerke, sondern um Arbeiten geringerer Qualität handelt."
(apa/red)
Montag, 28. März 2011 12:41:00