Roni Horns Paarfotografien im Kub: Auf den zweiten Blick wird klar, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt - die Künstlerin selbst.
Bregenz - Well and Truly heißt die Ausstellung; Der altertümliche idiomatische Ausdruck bedeutet so viel wie "ganz und gar" und nimmt sowohl auf die künstlerischen Grundthemen von Roni Horns Arbeiten als auch auf die Architektur des Ortes Bezug.
Es lohnt, diese sprachlichen Wendung genauer zu betrachten; sie bringt neben einem historischen Filter eine Verstärkung durch Verdoppelung zum Ausdruck, verweist auf andere, gegensätzliche Paarwendungen.
Und spricht so wesentliche Themen in Roni Horns Werk an: Duplizität - Identität, Wahrheit - Täuschung, Zeitlichkeit - Zustand. Mit Vorliebe beackert die international renommierte Künstlerin die Motive Mensch und Natur, insbesondere Wasser und Licht. Sie greift dabei auf so unterschiedliche Werkzeuge wie Installation, Fotografie, Zeichnung und Objekt zurück und bedient sich öfters einer seriellen, stets sensiblen und zarten Herangehensweise.
So bringt einen die Serie von 15 Paarfotografien mit dem Titel a.k.a. dazu, zu vergleichen: Alter, Geschlecht, sozialer Hintergrund scheinen zu variieren. Auf den zweiten Blick wird klar, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt: um die Künstlerin selbst.
Der Blick in die Kameralinse, der meist nahe Bildausschnitt und die oft private Umgebung: All das schafft große Nähe zwischen Betrachteter und Betrachter. Distanz, Einsamkeit und Stille sind wichtige Begriffe im Kosmos der vielfältigen Künstlerin.
Horn, geboren 1955 in New York, lebte für einige Zeit völlig zurückgezogen, beschäftigte sich in dieser Zeit mit existenziellen Fragen und stieß dabei auf die US-amerikanische Lyrikerin Emily Dickinson (1830-1886). In ihrer Arbeit White Dickinson zitiert Phrasen von Dickinsons Werkes auf Aluminiumstangen.
Vielleicht verweisen Horns großformatige Papierarbeiten ebenfalls auf diese Weite des Inneren, des Denkens. Ineinander verzahnte Blattfragmente lassen geheimnisvolle Zwischenräume frei.
Für das oberste Kub-Geschoß schuf Horn zehn Glaszylinder, sogenannte wells, in pastelligen Hellblautönen. Von der Seite matt, von oben kristallklar, lassen diese Objekte tief blicken, spielen mit Licht und Farbe, spiegeln die Glasdecke des Kub, reflektieren die gegebene Architektur. Mit räumlichen Verlinkungen zur erschienenen Edition (Ends of Rainbow) und den Kub-Billboards (You are the weather) gibt sich die Ausstellung auffallend zurückhaltend in der Präsentation. Und übersetzt so die künstlerische Konzentration auf das Wesentliche. (Irene Tischler, DER STANDARD/Printausgabe, 29./30.05.2010)
Bis 4. 7.
Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz, www.kunsthaus-bregenz.at
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