Ein Weltstar zu Gast in Salzburg
Schiele. Der Salzburger Eberhard Kohlbacher verkauft das teuerste Gemälde der Kunstmesse. Das Bild von Egon Schiele kostet 8,5 Mill. Euro.
Christoph Reiser Salzburg (SN). Eberhard Kohlbacher ist um seinen Arbeitsplatz zu beneiden. Drei Gemälde von Faistauer, zwei Werke von Walde und ein Porträt von Max Oppenheimer hängen in der Ausstellungskoje in der „Antecamera“ vor dem Audienzsaal in der Residenz. Das herausragendste Bild der Galerie und der 34. „Messe für Kunst und Antiquitäten“ ist allerdings das Gemälde „Mutter und Kind I“ von Egon Schiele (1890 bis 1918).
„Wir bieten das Bild um 8,5 Millionen Euro an. Es ist noch nicht verkauft, aber es besteht museales und privates Interesse. Nach der Messe laufen die Gespräche weiter“, verrät Kohlbacher. Für den 44-Jährigen ist das Bild ein Höhepunkt seiner Laufbahn. Nach dem Musischen Gymnasium begann der Salzburger das Studium der Handelswissenschaften. „Das war gleichsam meine Aufenthaltsberechtigung für Wien. Ich habe mich aber lieber auf Flohmärkten, bei Antiquitätenhändlern, im Dorotheum und in Museen herumgetrieben. Ich habe mich für Bilder interessiert“, schildert Kohlbacher. Als er den Eltern mitteilte, er wolle Kunsthändler werden, seien diese „liebevoll besorgt“ gewesen. Das habe sich jetzt gelegt. Der Salzburger betreibt zusammen mit seinem Partner Alois M. Wienerroither die „Kunsthandel Wienerroither & Kohlbacher GmbH“ neben dem Café Central im ersten Wiener Gemeindebezirk. Die Galerie gilt als Spezialist für die österreichische klassische Moderne.
Mit dem Kunsthandel haben die beiden Unternehmer freilich in einer Studentenwohnung in Wien begonnen, wo sie die ersten Kunstwerke an Kunden verkaufen konnten. „Es ist ein langer und schwieriger Weg, bis sich das wirtschaftlich trägt“, sagt Kohlbacher. Das Bild von Schiele sei „das kostbarste, das wir je in Händen gehabt haben.“ Er würde sich freuen, wenn es von einem Museum angekauft würde und öffentlich zugänglich wäre.
Das Schiele-Bild „Mutter und Kind I“ ist seit 1960 in Privatbesitz. Es war 1953 ins Dorotheum gebracht und dort um einige Tausend Schilling versteigert worden. Frühere Besitzer konnten nicht mehr ausfindig gemacht werden. Laut Galerie gebe es aber „keinen Hinweis auf Enteignung“. Für das Gemälde besteht eine Ausfuhrbewilligung.
In der Residenz jedenfalls wird es wohl nicht mehr so schnell hängen. „ Schiele ist ein Weltstar, der zu Gast in Salzburg ist. Die Kunstmesse ist ein ganz wichtiges Zusatzprogramm für die Gäste der Osterfestspiele, aber auch ein tolles Angebot für Salzburger, die nur schauen wollen“, sagt Kohlbacher. Auch für kleine Geldbörsen gebe es bereits Antiquitäten ab 300 Euro.
„Ich erlebe immer wieder Leute, die sagen: ,Hätte ich mir das damals doch gekauft.‘ Dieser erste Schritt ist der wichtigste“, sagt Kohlbacher. Kunstwerke hätten alle Krisen überdauert und seien immer wertvoll geblieben. Außerdem: Sie werfen eine „psychische Dividende ab.“