(ju) Der Name ist geblieben: "Der Kuss der
Sphinx" heißt die neue Ausstellung im BA-CA-Kunstforum, die heute,
Dienstag, eröffnet wird. Das bekannte Werk von Fernand Khnopff, an das
der Titel der Schau angelehnt ist, ist nun aber doch nicht zu sehen.
Lange verliehen, darunter vier Monate in Wien, findet "Des Caresses
(L’Art)" wieder den Weg nach Hause.
Die Sphinx ist aber als Wesen zwischen den
Welten, als doppelsinniger Charakter dennoch die richtige Namensgeberin
für eine Schau über Traum und Realität – für eine Ausstellung über den
belgischen Symbolismus, die bis 3. Februar in mystische, dunkle und
leuchtende Gegenden führt: in die "tote Stadt" Brügge, in der Khnopff
aufwuchs, in verschneite und nebelige Landschaften, zu hageren Mädchen,
die von geheimnisvollem Schein umleuchtet sind.
"Es kann nicht immer nur die absolute Lebensfreude" geben, meint
Kuratorin Evelyn Benesch bei der Presseführung. Abseits von großen
Namen wird hier also eine neue, andere Welt erschlossen: Fernand
Khnopff steht im Mittelpunkt der Vertreter des belgischen Symbolismus,
neben ihm hängen Werke von Odilon Redon, Jean Delville, George Minne u.
a. Belgien ist die Drehscheibe des Symbolismus, wie die Direktorin des
Kunstforums, Ingrid Brugger, erklärt. Sie möchte "abseits des
Ausstellungszirkus" der oft vernachlässigten Kunstrichtung einen Raum
bieten.
Der Symbolismus wird hier freigelegt als der Schritt in eine neue
Ära: die Abkehr vom Realismus zu mehr seelischer Tiefe, hin zu einem
Vorläufer des Surrealismus. Die Verwandtschaft zum Jugendstil ist oft
deutlich sichtbar. Die Achse Wien-Brüssel ist also eine historische:
Khnopff war bereits in einer der ersten Ausstellungen der Secession
vertreten, erzählt Michel Draguet, der Direktor der
Königlich-Belgischen Kunstmuseen in Brüssel, der zur Eröffnung der
Schau zu Gast ist. In Khnopffs Landschaftsbildern könne man außerdem
eine Verwandtschaft zu Gustav Klimt entdecken: "Klimt und Khnopff –
sozusagen k. u. k.", scherzt der Direktor. Der Kooperation mit dem
Brüsseler Museum und seinen Leihgaben ist die Fülle der Werke, die nun
in Wien zu sehen ist, zu verdanken. Die führt über den "Obermystiker"
Khnopff zu Richard Wagners Mythen, zur Düsternis von Odilon Redon und
vielen Neuentdeckungen.
Der Kuss der Sphinx
Symbolismus in Belgien
BA-CA-Kunstforum
Kuratoren: Evelyn Benesch, Dominique Marechal
Bis 3. Februar
http://www.ba-ca-kunstforum.at
Mystisch.
Montag, 15. Oktober 2007