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derStandard.at | Kultur | Bühne | Steirischer Herbst  
11. September 2007
19:07 MESZ
Foto: plan b
"Fortysomething" - eine GPS-Audio-Tour durch 40 Jahre Kunst auf den Straßen von Graz.

Auf der Suche nach Nähe
Spektakulärer Auftakt zum 40er-Jubiäum mit einer sehr differenziellen akustische Dynamik beim spektakulären Eröffnungsevent

Graz - Sehr weitschweifige Interpretationen könnten vielleicht zu Hanns Koren zurückführen. "Nahe genug" betitelt die "steirische herbst"-Intendantin Veronica Kaup-Hasler ihr diesjähriges Festival, das heuer 40 Jahre alt wird. Ganz zu Beginn, 1967/68, formulierte der legendäre steirische Kulturpolitiker Hanns Koren, dass er unter "Heimat nicht Enge, sondern Tiefe" verstehe, Heimat also auch mit tief empfundener Nähe zu tun habe.

Kaup-Hasler widerspricht heftig. Sie will auch hier einer historischen Retrospektive widerstehen. Von Heimatgedusel keine Spur. Der große thematische Bogen über das Jubiläumsfestival habe nichts mit "Verwurzelung" zu tun. Es gehe "um das Spiel der Nähe mit der Ferne, um soziale Beziehungen ebenso wie um politische. Um das Ausloten der richtigen Balance. Es ist ein sehr dynamischer Begriff."

Eine sehr differenzielle akustische Dynamik ist beim spektakulären Eröffnungsevent (Closed Enough) am 20. September der Gruppe Staalplaat Soundsystem in der Grazer Helmut-List-Halle zu erwarten. Soundsystem will den Korpus des Konzerthauses in einen Klangkörper samt externen Soundquellen von Verschubloks, Rennautos oder Hubschrauber formen. Wobei die Gegebenheit der vorhandenen Schalldichte durchaus ein "Dilemma" darstelle, bedauert Kompositeur Geert-Jan Hobijn. Daher habe er "Öffnungen kreiert" und eben jene neuen Klangquellen geschaffen.

Von innen geht es schließlich nach außen auf die Baustelle für The Theatre, in eine Container-Zelt-Konstruktion am Karmeliterplatz. Arbeitstitel: "Schnittpunkt für Architektur und Performance".

Ein vor allem publikumswirksamer Kommunikationsevent verspricht der Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen von Hannah Hurtzig. Für einen Euro kann sich der Besucher eine halbe Gesprächsstunde lang einen der hundert eingeladenen Experten "mieten". Bildungsministerin Claudia Schmied ist ebenso "for rent" wie der Organtransplantations-Chirurg Karlheinz Tscheliessnigg oder ein hoch begabtes Kind. Reminiszenzen in die "gute alte, wilde herbst-Zeit" wird's nicht geben. Keine großen Ansprachen oder Huldigungen. Aber etwa eine Audio-Tour, die das Künstlerduo plan b an Originalschauplätzen anbietet. (mue, DER STANDARD/Printausgabe, 12.09.2007)


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