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vom 23.05.2007 - Seite 023
Albertina-Schubkraft weiter verstärkt

Zwei hochkarätige private Kunstsammlungen haben seit gestern ihren Platz in der Wiener Albertina: Die OÖN befragten Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder zur Übernahme der weltberühmten Sammlung Batliner und der Sammlung Forberg.

VON IRENE JUDMAYER

OÖN: Vierzig Picassos, Gemälde von Degas, Renoir, Monet, Modigliani. Wie kam es dazu, dass der Liechtensteiner Mäzen Herbert Batliner seine weltberühmte Sammlung gerade der Albertina übergibt?

SCHRÖDER: Mit beiden Sammlerehepaaren - also Eva und Matthias Forberg sowie Herbert und Rita Batliner - bin ich schon seit zwanzig Jahren befreundet. Das ist sicher eine wesentliche Basis für die Überlegung, ob eine Privatsammlung nicht doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Aber das persönliche Vertrauensverhältnis allein genügt natürlich nicht. Man braucht auch ein tolles Museum, das zu so einer Sammlung passt. Beides ist hier der Fall.

OÖN: Herbert Batliner hat seine Sammlung, die zu den weltberühmtesten Privatsammlungen zählt, aus dem Salzburger Museum der Moderne abgezogen, weil es ihm dort in Salzburg "an Wertschätzung" mangelte. Wie wollen Sie diese Wertschätzung garantieren?

SCHRÖDER: Nun - wir haben immerhin über 800.000 Besucher im Jahr, aber abgesehen davon: Die gesamte Sammlung war ja ohnehin nie in Salzburg. Batliner hatte auch nie einen Dauer-Leihvertrag mit dem Museum der Moderne. Es handelte sich lediglich um jeweils immer zehn Leihgaben, die dort in einem kleinen Sonderraum gezeigt wurden.

Die jetzige Enttäuschung zeigt aber, dass Salzburg schon damit kokettiert hatte, die Sammlung übernehmen zu können. Wobei ich das doch für ein bisschen naiv halte, denn ein Sammler wünscht sich für seine - noch dazu eine wie diese von Weltrang - schließlich auch das entsprechende Haus. Eine Besucherdichte, wie sie die Albertina aufweist. Das ist eine weitere Grundvoraussetzung, die Salzburg nicht so mitbringt. Vor leeren Bänken kann man halt nicht predigen.

OÖN: Gab es neben der Albertina auch andere Alternativen, die Batliner für seine Sammlung in Betracht zog?

SCHRÖDER: Das war natürlich ein internationales Spiel. Aber es war immer klar, wenn Österreich, dann die Albertina. Wenn nicht die Albertina, dann aber auch nicht Österreich, sondern entweder Paris, San Francisco (Museum of Modern Art) oder das Guggenheim Museum in New York. Die haben sich auch sehr bemüht.

OÖN: Stolz darauf?

SCHRÖDER: Doch. Ja. Das ist ja schließlich ein Vermächtnis.

OÖN: Kann Mäzen Batliner die Sammlung wieder abziehen, wenn er hier nicht zufrieden ist?

SCHRÖDER: Der Vertrag ist grundsätzlich unbefristet. Er könnte aber - frühestens nach zehn Jahren und nur aufgrund schwerwiegender Gründe - unterbrochen werden.

OÖN: Wie schaut es aus mit dem Wert dieser Sammlung?

SCHRÖDER: Keine Auskunft. Aber ich zitiere hier am besten den Sammler Forberg: "Kunst ist genau so viel wert, wie ein Narr bereit ist, dafür zu zahlen." Da reden wir noch über Geld, ansonsten geht es ohnehin um eine sinnliche, intellektuelle, emotionale Bereicherung und nicht um die pekuniäre. Außerdem ist die Sammlung ja in eine Stiftung eingebracht, also unveräußerlich.

OÖN: Was erwartet die Kunstinteressierten jetzt?

SCHRÖDER: Die beiden Sammlungen sind sehr, sehr unterschiedlich. Die Sammlung Batliner hat 500 Werke und eine Spannweite von Monets Seerosenbildern über Picasso und Matisse, über Rothko und Francis Bacon bis hin zu Anselm Kiefer und Baselitz. Die 50 Werke der Sammlung Forberg konzentrieren sich ganz stark auf Paul Klee und seine wichtigsten Wegbegleiter im deutschen Expressionismus und im Bauhaus.

OÖN: Das heißt, dass die Albertina nun auch ständig wieder Gemälde zeigen wird.

SCHRÖDER: Ja, nach achtzig Jahren, seit dem Jahr 1923, kehren nun zum ersten Mal Gemälde in eine permanente Schausammlung und nicht nur in eine Wechselausstellung in die Albertina zurück.

OÖN: Haben Sie einen persönlichen Favoriten in der Sammlung Batliner?

SCHRÖDER: Darf ich drei nennen? Also, das sind dann der Modigliani, das Seerosenbild von Monet und der späte Picasso: Ein Liebespaar - in einer ganz arkadischen Szene, der Wirklichkeit entrückt - gibt mir einen Vorschein für mein späteres Leben.

Albertinachef Schröder freut sich über hochkarätigen "Zuwachs", darunter Picasso-Kleinode. (Albertina)

" Kunst ist genau soviel wert, wie ein Narr bereit ist, dafür zu zahlen. }

MATTHIAS FORBERG

Kunstsammler


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