Salzburger Nachrichten am 8. November 2005 - Bereich: Kultur
Der Standpunkt: Lust auf Mozart machen

LASZLO MOLNAR

Wie viel Mozart darf es sein im Mozart-Jahr? Das beschäftigt die Veranstalter für 2006 deutlich mehr als beim letzten Gedenkjahr des Komponisten, 1991. Da schien es, als könne es gar nicht genug werden und man verließ sich darauf, dass die Masse allein schon Klasse werden könne. Dass dies nicht so war und letztlich eine Überflutung mit meisterlicher Musik dabei heraus kam, war wohl allen eine Lehre. Für 2006 laufen die Vorbereitungen schon seit Jahren und alle Beteiligten betonen, dass sie mit Mozarts Musik vorsichtig umgehen wollen, um nicht Überdruss an ihr, sondern Lust nach ihr zu erzeugen.

Dem ORF misst man automatisch eine besondere Kompetenz in Sachen Umgang mit Mozart zu, vertritt er doch das Heimatland des genialen Komponisten. Wie nun bei der Präsentation der Mozart-Vorhaben des Senders zu erfahren war, übt er doch eine Art vornehmer Zurückhaltung. Das Fernsehen macht mit, aber mit gezielten Programmen und zeitlichen Schwerpunkten. Im Rahmen von "24 Stunden Mozart" kommen auch Produktionen aus anderen Ländern zum Zug, allerdings auf TW1. Bei allem Verständnis für die anderen Aktualitäten des 27. Jänner: Es wäre schon ein Zeichen gewesen, hätte ORF 2 sein Programm überwiegend dem nun so lang schon zitierten großen Anlass gewidmet.

Es ist gewiss kein Fehler, dass sich die ORF-Kunden für ihre Mozart-Rationen 2006 etwas Mühe geben müssen: Programme studieren, Videorekorder programmieren, Internetseiten verfolgen. Auch die etwas kuriose Beschränkung des Radios, jedes Mozart-Werk nur einmal senden zu wollen, fordert dazu heraus, genau hinzuhören. Das klingt, von jetzt aus betrachtet, gut: Denn bei Mozart sollte man einschalten müssen und nicht irgendwann nur noch abschalten wollen.