Gefechtsturm soll Kunstzentrum werden

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"Erst Gefechtsbatterie, dann Kriegsversehrte!" - In verwitterten Lettern kündet die Aufschrift über dem Lift von längst vergangenen Zeiten. Der Gefechtsturm Arenbergpark in Wien-Landstraße wurde 1942/43 errichtet.

Dienstagabend lud Peter Noever, Direktor des Wiener Museums für Angewandte Kunst (MAK), in den wuchtigen Bunker, um eine faszinierende Idee zu propagieren: Das kriegerische Bauwerk soll der Kunst gewidmet werden. Restaurants und Cafes könnten von der obersten Plattform aus eine herrliche Aussicht über Wien bieten. Eine Ausstellung, die bereits in New York, Los Angeles, Moskau und Berlin gezeigt wurde, präsentiert das Projekt eines "Contemporary Art Tower" (CAT) nun bis 10. November vor Ort.

Neues Konzept

12.900 Quadratmeter Gesamtfläche birgt der Betonklotz zwischen bis zu sieben Meter dicken Mauern. 1.400 Quadratmeter davon hat das MAK seit 1995 von der Burghauptmannschaft gemietet, um in einem provisorisch adaptierten und einmal pro Woche öffentlich zugänglichen "Gegenwartskunstdepot" Teile der Sammlung unterzubringen.

Gemeinsam mit den Architekten Sepp Müller und Michael Embacher hat Noever ein Projekt entwickelt, bei dem das ganze Gebäude, in dem auf neun verwinkelten Geschossen die Kriegsvergangenheit eingesargt scheint, für "eine neue programmatische Strategie zur Präsentation zeitgenössischer Kunst" genutzt werden soll.

"Ein Versuch, ein Experiment, ein Laboratorium"

"Es geht um den Versuch, in einem langzeitigen Run eine Sammlung der Gegenwartskunst aufzubauen, die unverrückbar ist, wo Künstler eingeladen werden, nach und nach Installationen durchzuführen", erläuterte Peter Noever.

Noever schätzt, dass im Lauf der Jahre hundert bis zweihundert Künstler speziell für den Ort konzipierte Kunstwerke schaffen könnten. Der CAT sei kein Museum, sondern "ein Versuch, ein Experiment, ein Laboratorium". Ein erstes Beispiel, wie dies aussehen könnte, zeigt Ilya Kabakov, der seine Biennale-Installation auf unbestimmte Zeit in den Gefechtsturm transferiert hat.

Rohheit und Brutalität bleiben erhalten

Geht es nach den Plänen von Noever, Müller und Embacher, "soll das äußere Erscheinungsbild in all seiner Rohheit und Brutalität erhalten bleiben" und als "Mahnmal des "Niemals Vergessen" dienen. Ein 90 Meter hoher, filigraner "Medien- und Versorgungsturm" aus Stahl, in dem Stiegen und Lifte untergebracht sind, soll an den massiven Turm andocken.

Jenny Holzer soll mit Projektionen und Laufschriften ebenso auf den künstlerischen Inhalt verweisen wie Lichtkünstler James Turrell, der geheimnisvolles blaues Licht aus den bestehenden Öffnungen nach außen dringen lassen möchte.

Herrlicher Ausblick

Im Inneren, wo vor allem die Fußböden und die Klimatisierung größere Investitionen erfordern, sollen die untersten drei Geschosse (3000 Quadratmeter) für kommerzielle Nutzungen zur Verfügung stehen. Die Etagen drei bis acht sollen künstlerisch, die oberste Ebene gastronomisch genutzt werden.

Zwei Cafes, ein Restaurant und die nach oben offene "Skybar" von James Turrell sollen hier auch abseits der Kunst für Frequenz sorgen. Ein einziger Rundblick von hier aus über die in der Abendsonne schimmernde Stadt macht sicher, dass dies mühelos gelingen würde.

Langfristige Investitionen

22 Millionen Euro sollen die Gesamtkosten für den zweijährigen Umbau betragen. Ob und wann dieser erfolgen kann, ist derzeit völlig ungewiss. "Wir arbeiten an einem Finanzierungskonzept", erklärte Noever.

Gleichzeitig machte Noever klar, dass er dabei nicht allein auf private Mittel setzt: "Ich glaube, die Republik wird sich dabei nicht aus der Verantwortung nehmen lassen". Langfristig würden dem Staat durch das Projekt jedoch bedeutende Werte zuwachsen, ist sich der Museumsdirektor sicher - "mehr als bei der Sammlung Leopold".

Tipp:

"Heavens's Gift - Contemporary Art Tower", Ausstellung im Gefechtsturm Arenbergpark, Wien 1030, Dannebergplatz/Barmherzigengasse, 26. Juni bis 10. November, Do-So 15.00 - 19.00 Uhr.

Bis 28. Juni ist zwischen 21.00 Uhr und 1.00 Uhr früh eine Projektion Jenny Holzers an der Rückseite des Flakturmes zu sehen. Für Herbst ist ein Rahmenprogramm zu Projekt und Ausstellung in Vorbereitung.

Link: MAK
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