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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
19. Juli 2005
21:33 MESZ
Von Peter Vujica  
Foto: Nikolaus Baumhakel
Harmonie zwischen wachsendem Baum und gegossenem Beton: Wilhelm Scherübls "Tisch" im "LandArt"-Projekt rund um das südsteirische Schloss Gleinstätten.

Ein Mythenland wird zum Kunstland
Rund um das Barockschloss von Gleinstätten in der Südsteiermark haben sechs Künstler unter dem Titel "LandArt" Kunst und Natur in einen anregenden Dialog versetzt.

Gleinstätten - Am Anfang war das Geld. Das ist in Zeiten wie diesen erstaunlich. Doch die EU machte es möglich. Mehrere südsteirische Gemeinden hatten sich schon vor längerer Zeit zu einer Region zusammengeschlossen, der sie den klingenden Namen Mythenland Steiermark verpassten.

Dieser geheimnisvolle Titel machte in Brüssel offenbar solchen Eindruck, dass die Zusage einer Förderung schon einlangte, bevor noch klar war, was nun eigentlich wirklich gefördert werden soll.

Zum Glück war da aber Emil Breisach als nimmermüder Kunstprojektant zur Stelle und bot an, mit einer sechsköpfigen Künstlercrew rund um das dominante Barockschloss von Gleinstätten ein LandArt-Projekt zu realisieren. Ein Offert, das bei den Insassen der Gemeindestube zunächst nicht gerade einhelligen Jubel auslöste. Gab es unter diesen doch nicht wenige, denen zur Profilierung der Region als Mythenland die Eröffnung einer neuen Buschenschank viel besser geeignet erschien.

Schließlich triumphierten aber doch die Musen über Bacchus. Und dies so sehr, dass der Bund, das Land Steiermark und die Marktgemeinde Gleinstätten - animiert durch die beharrliche Eloquenz des Projektleiters - das von Brüssel avisierte Sümmchen von ca. 15.000 Euro auf stolze 300.000 aufbesserten.

Unaufdringlichkeit

Das sympathische Markenzeichen der meisten dieser in Park und Au um das Schloss unternommenen Kunstinterventionen besteht in deren Unaufdringlichkeit. Und dies so sehr, dass man fragen könnte, was denn da so viel Geld gekostet hat. Fritz Panzers Sitzskulpturen wirken wie Steinformationen, die durch Wind und Wasser im Lauf von Jahrhunderten zu ihrer gegenwärtigen Gestalt erodierten. Ebenso wie die beiden Urschlafenden der Kroatin Marina Bauer eher an überwachsene Hügelgräber erinnern, aus denen zwei Füße herausstehen. Unversehrt, jederzeit bereit, sich zu erheben.

Den Höhepunkt an Diskretion liefert Susanne Baumhakel mit ihrer unmittelbar vor dem Schlossportal geschaffenen Wiesenskulptur, in der wie zufällig entstandene Bodenwellen die Gestalt eines Labyrinths annehmen, oder auch mit ihren hinter dem Schloss durch die Aulandschaft mäandernden kunstvoll einfachen Holzstegen.

Kräftige Akzente

Etwas kräftigere Akzente setzt Gustav Troger mit seiner Skulptur Wasserwissen, in der die Wasserfläche durch eine Vielzahl von Spiegeln gebrochen wird. Auch Wilhelm Scherübls um eine frisch gepflanzte Linde konzipierte Tisch-und-Bank-Skulptur sowie Michael Kienzers sich mit dem Geäst einer Baumgruppe vermischendes Aluminiumgeflecht zählen zu den grelleren Akzenten dieses Ensembles, durch die dessen eindrucksvolle Grundstille jedoch erst erlebbar wird.

Für das kommende Jahr ist eine Erweiterung des Projekts geplant. Dass es, wie schon die bestehenden Skulpturen, seine Betrachter findet, ist gewiss. Immerhin beherbergt das Schloss eine Haupt- und eine Volksschule, und sein überdachter Innenhof fungiert als auch von der styriarte genutztes Veranstaltungsareal. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.07.2005)


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