26.11.2003 20:29
Die klare Form
"The Holy Every
Day": MAK-Kunstblättersaal zeigt Arbeiten von Werbegrafiker Hermann Kosel - Foto
Wien - Hermann Kosel (1896-1983) zählt zu den Wegbereitern der
Werbegrafik in Österreich. In Wien prägte er mit seinen prägnanten Plakaten das
Stadtbild der Zwischenkriegszeit, und seine Aufträge reichten bis in die
sechziger Jahre. Im Kunstblättersaal des Museum für Angewandte Kunst (MAK) sind
seine besten Arbeiten in der Schau "The Holy Every Day" zu sehen (26. November
bis 29. Februar).
Die MAK-Kunstblättersammlung besitzt den
umfangreichsten Bestand an Kosel-Plakaten - einige bereits seit der
MAK-Gründung, andere seit 1971 im Zuge einer Ausstellung von Kosels Arbeiten.
Zum zwanzigsten Todestag (12. Dezember) Kosels präsentiert die Schau die
restaurierten Werke.
Zu sehen sind unter anderem frühe Entwürfe aus den
zwanziger Jahren für den Rikola-Verlag, den Grazer Schuhhersteller Humanic oder
den Zigarettenpapierhersteller Altesse. Sie basieren auf dem Motto der "Wiener
Gruppe", der Kosel angehörte: "The Holy Every Day". Getreu der Forderung von
Adolf Loos wollte man auf Ornamente zugunsten von Klarheit verzichten. Weiters
sind touristische Werbeplakate in der Schau zu sehen, wie etwa für das
Südbahnhotel Semmering (1933) oder "Ferienidyll Österreich" in der arabischen
Version (1951). Aus dem farblichen Rahmen fällt eine in dunkel gehaltene Grafik
für die 3. Kriegsopferlotterie (1952), die damals als bestes Plakat des Jahres
in Österreich prämiert wurde.
Trotz der starken Farbwirkung frühere
Blätter arbeitete Kosel meist auf einer eingeschränkten Farbskala von nur zwei
Tönen in flächigem Stil mit einer ordentlichen Portion Witz. Kosel hatte 1925
sein erstes Gemeinschaftsatelier mit Erwin Gibson eröffnet, und dank großen
Erfolges konnte er sich 1928 selbständig machen. 1939 mußte er mit seiner
jüdischen Frau Nelly nach Südfrankreich flüchten und wandte sich mangels
Aufträgen verstärkt der Malerei zu. 1949 kehrte er nach Wien zurück und begann
seine zweite Karriere als Werbegrafiker.
In Österreich wurde Kosel
mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt u. a. den Kulturpreis der Stadt Wien und das
Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 1971 widmete ihm das MAK
eine große Retrospektive seines fünfzigjährigen Schaffens.
(APA)