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Statements gegen die Gewalt

Reale Fotografien sind die Basis der neuen Bilder von Anton Christian, bevor sie eine betroffen machende Metamorphose durchlaufen.

INNSBRUCK. Anton Christian sei ein "wunderbar altmodischer Künstler", so Andreas Braun in seiner Rede bei der Eröffnung der Ausstellung des Tiroler Malers und Grafikers in der Innsbrucker Galerie Thoman. Christian zeigt hier neben einer Serie kleiner "Köpfe" seinen Zyklus "Unzeiten", in dem es um Gewalt geht, um menschliche Beschädigungen, Entsetzen, Not und Tod.

Basis der Bilder sind einerseits die sensiblen Porträts der jüdischen Welt Osteuropas des Fotografen Roman Vishniac bzw. Pressefotos aus dem Israel von heute. Sie hat Anton Christian in der ihm eigenen malerischen Drastik überschrieben, hyperrealistisch akzentuiert bzw. voller Vehemenz ausgelöscht, ergänzt durch dekorative Metaphern wie etwa die Puppe aus den Kindertagen seiner Frau.

Die Abbilder der Wirklichkeit durchlaufen auf diese Weise eine betroffen machende Metamorphose. Durch Kriege damals wie heute gewaltsam Ausgelöschte werden zu Untoten, geronnen zu pathetischen, von kräftigen Farben dominierten Statements gegen die Gewalt.

Zur Ausstellung erschienen ist im Haymon-Verlag eine kostbar gemachte Faksimileausgabe von Anton Christians Malbuch. In diesem zu blättern, ist ein Ereignis der besonderen Art. Denn dieses Malbuch enthält die reizvoll spontanen, kunstvoll kunstlosen Niederschriften des Künstlers, um später in den großen Bildern immer wieder aufzutauchen.

Galerie Thoman, Adamgasse 7a, Innsbruck; bis 10. Jänner, Montag bis Freitag 10 bis 12.30, 15 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 bis 12.30 Uhr
2002-12-06 18:44:00