Wien
(VN-sj) Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde der
seit 1965 in New York lebende Künstler Hans Haacke mit einem Projekt
auf Einladung des Deutschen Bundestags 1998. Der Inschrift "Dem
Deutschen Volke" über dem Eingang des Berliner Reichstagsgebäudes
setzte der Künstler im Innenhof den Schriftzug "Der Bevölkerung"
entgegen.
Im Mittelpunkt der anschließenden erregten öffentlichen Debatte
(die Haacke als Teil seiner künstlerischen Arbeit versteht) stand
die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit und der nationalen
Identität - ein Themenkomplex, auf den sich der Künstler auch in
seiner Schau in der Generali Foundation (siehe Artikel nebenan)
konzentriert.
Strahlenumkränzt
Den Ausgangspunkt für Haackes aktuelle Installation "Mia
san mia" - gleichzeitig auch der Ausstellungstitel - bildete eine
heuer in Kärnten lancierte Plakatkampagne von Landeshauptmann Jörg
Haider mit den in blauen Dunstnebel gehüllten Karawanken. Der
urspüngliche Plakat-Slogan "Kärnten blüht auf" wurde vom Künstler
durch "Mia san mia" in Frakturschrift ersetzt, die
strahlenumkränzten roten Rosen, Teil des Emblems, schwarz-blau
umgefärbt. Anstelle des vor dem Hintergrund der Karawanken
nachdenklich blickenden Haider richtet in der Haacke-Version nun ein
blondes Paar aus dem Plakat zum 1941 entstandenen Film "Heimaterde"
seinen Blick entschlossen-abwehrend auf das Grenzgebirge.
Durch einen Brandanschlag wurde Haackes 1988 im Rahmen des
"steirischen herbst" realisiertes Projekt "Und Ihr habt doch
gesiegt" zerstört. Die Installation bestand aus der Rekonstruktion
einer von den Nationalsozialisten im Zuge des "Anschlusses" 1938
errichteten Siegessäule. Haackes Nachbau beinhaltete allerdings
einen wichtigen Zusatz: Die Auflistung der Opfer des
Nationalsozialismus in der Steiermark.
Hans Haacke: "Und Ihr habt doch gesiegt", 1988;
Plakatwand Wien 2001. (Foto: Werner Kaligofsky)