VN Sa, 29.9.2001

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Fragen zur nationalen Identität

Wien (VN-sj) Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde der seit 1965 in New York lebende Künstler Hans Haacke mit einem Projekt auf Einladung des Deutschen Bundestags 1998. Der Inschrift "Dem Deutschen Volke" über dem Eingang des Berliner Reichstagsgebäudes setzte der Künstler im Innenhof den Schriftzug "Der Bevölkerung" entgegen.

Im Mittelpunkt der anschließenden erregten öffentlichen Debatte (die Haacke als Teil seiner künstlerischen Arbeit versteht) stand die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit und der nationalen Identität - ein Themenkomplex, auf den sich der Künstler auch in seiner Schau in der Generali Foundation (siehe Artikel nebenan) konzentriert.

Strahlenumkränzt

Den Ausgangspunkt für Haackes aktuelle Installation "Mia san mia" - gleichzeitig auch der Ausstellungstitel - bildete eine heuer in Kärnten lancierte Plakatkampagne von Landeshauptmann Jörg Haider mit den in blauen Dunstnebel gehüllten Karawanken. Der urspüngliche Plakat-Slogan "Kärnten blüht auf" wurde vom Künstler durch "Mia san mia" in Frakturschrift ersetzt, die strahlenumkränzten roten Rosen, Teil des Emblems, schwarz-blau umgefärbt. Anstelle des vor dem Hintergrund der Karawanken nachdenklich blickenden Haider richtet in der Haacke-Version nun ein blondes Paar aus dem Plakat zum 1941 entstandenen Film "Heimaterde" seinen Blick entschlossen-abwehrend auf das Grenzgebirge.

Durch einen Brandanschlag wurde Haackes 1988 im Rahmen des "steirischen herbst" realisiertes Projekt "Und Ihr habt doch gesiegt" zerstört. Die Installation bestand aus der Rekonstruktion einer von den Nationalsozialisten im Zuge des "Anschlusses" 1938 errichteten Siegessäule. Haackes Nachbau beinhaltete allerdings einen wichtigen Zusatz: Die Auflistung der Opfer des Nationalsozialismus in der Steiermark.

Hans Haacke: "Und Ihr habt doch gesiegt", 1988; Plakatwand Wien 2001. (Foto: Werner Kaligofsky)




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