Die Erschaffung Adams aus dem Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle. Bild: Reuters
In der weitläufigen Ausstellung zu Michelangelo walten die Monumente in dessen zeitloser Darstellung des Menschen. In chronologischer Abfolge und als Zusammenstellung geschlossener Werkgruppen lassen sich nicht nur die Entwicklung von Michelangelo Buonarrotis Zeichenstil über 75 Jahre hinweg, sondern auch die Entwurfsphasen für einige der wichtigsten Hinterlassenschaften der Kunstgeschichte nachvollziehen.
Er bediente sich der Mythen der Antike, doch stets beziehen sich Michelangelos Studien des Körpers „auf die Realität, auf das Modell“, sagt Kurator Achim Gnann. Voller Kraft, voller Größe, voller Spannung stellte er ihn dar, in jedem Muskel, und drückt im Anatomischen eine ungeheuerliche Spannbreite innerer Zustände und seelischer Vorgänge aus. Von seinen frühen Studien – zu sehen ist auch seine erste Zeichnung, eine Giotto-Kopie, die Michelangelo mit 17 anfertigte – bis zu den tief empfundenen Kreuzigungsdarstellungen des greisen Meisters: Sein Interesse am menschlichen Körper blieb ungebrochen.
Das Wechselspiel zwischen Detail und Monument gelingt: In Themengruppen geordnet, führen Videofilme etwa an den Fresken der Sixtinischen Kapelle entlang, rundherum kann die Genese dieser gigantischen Werke im Original bestaunt werden. „Er hat jedes Detail herausgezeichnet“, erklärte Gnann, „um alles möglichst rasch einer Lösung zuzuführen.“ Oftmals finden sich viele kleine Skizzen auf einem Blatt, als „geizte er mit jedem Papierfleck“. Im dämmrigen Licht leuchten die feinen Schattierungen der rasch entworfenen Muskulatur, als wäre ihre Faszination nicht 500 Jahre alt.
Um Werkgruppen geschlossen darstellen, ihre Dimensionen veranschaulichen oder ihren Entstehungsprozess dokumentieren zu können, hat sich die Ausstellung bei nicht verleihbaren oder gänzlich verlorenen Werken auch an Kopien oder Abgüssen bedient. So entsteht das Grab von Papst Julius II. mit Gipsabgüssen der Statuen, die aus dem 19. Jahrhundert datieren, unter den Kopisten von verlorenen Zeichnungen Michelangelos finden sich Namen wie Peter Paul Rubens.
Dicht besiedelt sind die Welten Michelangelos – beim „Jüngsten Gericht“ oder in der „Schlacht von Cascina“ –, und einen Eindruck von Dichte vermitteln auch die 110 Zeichnungen, die diese Ausstellung zu der größten Michelangelo-Schau weltweit seit 20 Jahren machen.
Michelangelo
Ausstellung in der Albertina bis 9. Jänner 2011, täglich 10-19 Uhr, Mi 10-21 Uhr; Führungen Samstag, Sonntag und Feiertag 15.30 Uhr, Mittwoch 18.30 Uhr. www.albertina.at
Obwohl „nur“ die Zeichnungen von Michelangelo in der Albertina ausgestellt werden, ist sie sehr interessant und abwechslungsreich.
Das Maß aller Dinge in der schaffenden Kunst nebst anderen Renaissancekünstlern. Die SPITZE der KUNST zu der ein Mensch fähig sein kann !
ich war wirklich schwer beeindruckt!
vor allem, weil einem wirklich vor augen geführt wird, wie sich
michelangelo im laufe der jahre entwickelt hat! die zeichnungen als
13-jähriger, die noch eindeutig den duktus seines lehrers hatten und
dann, ein paar meter weiter seine ersten entwürfe auf "eigenen beinen".
toll auch die video-installationen, auf denen man die entwicklungen
seiner großen kunstwerke genau nachvollziehen konnte. ich kann einen
besuch der albertina nur jeden ans herz legen.