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kunstraum
Von den zwei Stärken Franz Hubmanns - Künstlerporträts
und Bild-Essays - rückt diese umfangreiche One-Man-Show vor allem erstere
ins Licht. Dabei steht einer ganz im Mittelpunkt: Anlässlich Bruno
Gironcolis Beteiligung an der Venedig-Biennale 2003 schuf der Foto-Doyen
eine neue, so berührende wie treffende Porträtserie über den Bildhauer.
Eine zentrale Rolle spielen zwei frühe Plastiken Gironcolis: der "Große
Broncetisch" (1975/77) und ein reduktiver "Kopf" (1964). Im gut 100
Exponate umfassenden, überwiegend aus Vintage-Prints (Original-Abzügen aus
der Entstehungszeit) zusammengesetzten Ergänzungsteil der Ausstellung
konzentriert sich die Auswahl vor allem auf Künstleraufnahmen aus den
50er, 60er Jahren. Mit seinen fotografischen Streifzügen im Umfeld von
Artmann, Hundertwasser, Lassnig, Rainer, Kokoschka, Wotruba, Kubin, auch
Qualtinger, Werner u. v. a. gelang es dem Bild-Journalisten, einen
bedeutenden Ausschnitt österreichischer Kulturgeschichte der
Nachkriegszeit zu dokumentieren. Klassischen Stellenwert nehmen
schließlich auch Hubmanns Porträts aus den späten 50ern, seiner Pariser
Zeit, ein. Höchst aufmerksam holte er hier nicht nur die aufstrebenden
jungen Maler der Ecole-de-Paris vor die Linse, sondern auch die Pioniere
der europäischen Moderne: Arp, Picasso, Giacometti, die Gontscharowa,
Ernst, Braque, Severini, Le Corbusier. (I.; Bräunerstraße 7; bis 20.
September).
CHARIM GALERIE. ALLTAGSBEZUG
Eingehüllt in einen Kimono im Mohrendesign sitzt Lisl
Ponger stolz im Regiestuhl, hinter ihr einige Lasten tragende Schwarze.
Ein inkorrektes Szenario? Eine alte Spieleschachtel, auf deren Deckel das
kolonialistische Motiv wiederkehrt, und die extra für die Fotografie
hergestellte Kulisse enttarnen die Situation: Hier hat Kunst die
Wirklichkeit aufgegriffen und verfremdet. Von solcher und ähnlichen
Spannungen zwischen Kunst und Alltag, "Verklärung des Un/Gewöhnlichen",
handelt dieses außergewöhnliche Ausstellungsprojekt. Da errichtet etwa
Lynda Benglis ein Lagerfeuer, doch es ist aus Aluminium; Atelier van
Lieshout möbliert die Galerie mit bunten Waschbecken, ergänzt durch
wunderbare Zeichnungen, die das Inventar in diverse Umfeldern platzieren;
Antonio Riello zeigt schmucke Handgranaten und kleine, bunt dekorierte
Bombenattrappen. Für Irritation sorgt auch David Moises' Karren mit
Außenbordmotor und Autozubehör; und Edgar Honetschläger bläst die
Stefanskrone samt Plastikkubus zum Wasserspielzeug auf. Nach der
Sommerpause präsentiert sich die Ausstellung "Reloaded", also in neuem
Arrangement. Womit auch ein Licht auf die vielfältigen
Inszenierungs-Möglichkeiten von Kunst fällt (I., Dorotheergasse 12/I; bis
20. 9.). Johanna Hofleitner
© Die Presse | Wien
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