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28.08.2003 - Kultur News
GALERIE HOFSTÄTTER. PORTRÄTS - CHARIM GALERIE. ALLTAGSBEZUG


kunstraum

Von den zwei Stärken Franz Hubmanns - Künstlerporträts und Bild-Essays - rückt diese umfangreiche One-Man-Show vor allem erstere ins Licht. Dabei steht einer ganz im Mittelpunkt: Anlässlich Bruno Gironcolis Beteiligung an der Venedig-Biennale 2003 schuf der Foto-Doyen eine neue, so berührende wie treffende Porträtserie über den Bildhauer. Eine zentrale Rolle spielen zwei frühe Plastiken Gironcolis: der "Große Broncetisch" (1975/77) und ein reduktiver "Kopf" (1964). Im gut 100 Exponate umfassenden, überwiegend aus Vintage-Prints (Original-Abzügen aus der Entstehungszeit) zusammengesetzten Ergänzungsteil der Ausstellung konzentriert sich die Auswahl vor allem auf Künstleraufnahmen aus den 50er, 60er Jahren. Mit seinen fotografischen Streifzügen im Umfeld von Artmann, Hundertwasser, Lassnig, Rainer, Kokoschka, Wotruba, Kubin, auch Qualtinger, Werner u. v. a. gelang es dem Bild-Journalisten, einen bedeutenden Ausschnitt österreichischer Kulturgeschichte der Nachkriegszeit zu dokumentieren. Klassischen Stellenwert nehmen schließlich auch Hubmanns Porträts aus den späten 50ern, seiner Pariser Zeit, ein. Höchst aufmerksam holte er hier nicht nur die aufstrebenden jungen Maler der Ecole-de-Paris vor die Linse, sondern auch die Pioniere der europäischen Moderne: Arp, Picasso, Giacometti, die Gontscharowa, Ernst, Braque, Severini, Le Corbusier. (I.; Bräunerstraße 7; bis 20. September).

CHARIM GALERIE. ALLTAGSBEZUG

Eingehüllt in einen Kimono im Mohrendesign sitzt Lisl Ponger stolz im Regiestuhl, hinter ihr einige Lasten tragende Schwarze. Ein inkorrektes Szenario? Eine alte Spieleschachtel, auf deren Deckel das kolonialistische Motiv wiederkehrt, und die extra für die Fotografie hergestellte Kulisse enttarnen die Situation: Hier hat Kunst die Wirklichkeit aufgegriffen und verfremdet. Von solcher und ähnlichen Spannungen zwischen Kunst und Alltag, "Verklärung des Un/Gewöhnlichen", handelt dieses außergewöhnliche Ausstellungsprojekt. Da errichtet etwa Lynda Benglis ein Lagerfeuer, doch es ist aus Aluminium; Atelier van Lieshout möbliert die Galerie mit bunten Waschbecken, ergänzt durch wunderbare Zeichnungen, die das Inventar in diverse Umfeldern platzieren; Antonio Riello zeigt schmucke Handgranaten und kleine, bunt dekorierte Bombenattrappen. Für Irritation sorgt auch David Moises' Karren mit Außenbordmotor und Autozubehör; und Edgar Honetschläger bläst die Stefanskrone samt Plastikkubus zum Wasserspielzeug auf. Nach der Sommerpause präsentiert sich die Ausstellung "Reloaded", also in neuem Arrangement. Womit auch ein Licht auf die vielfältigen Inszenierungs-Möglichkeiten von Kunst fällt (I., Dorotheergasse 12/I; bis 20. 9.). Johanna Hofleitner



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