Salzburger Nachrichten am 15. Mai 2003 - Bereich: kultur
Museum mit Atmosphäre

Am 13. Mai 2003 feierte das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum nicht nur seinen 180. Geburtstag, sondern auch festliche Wiedereröffnung.

HELGA REICHART

Der Abschluss der fünfjährigen musealen Umbaumaßnahmen (Architektur: Adamer/Ramsauer, Kufstein; Gesamtherstellungskosten: ca. 16 Mill. Euro) bedeuten - neben einer perfekt renovierten Fassade - im Besonderen die Öffnung eines großzügigmodernen Raumgefü-ges und somit auch den Start in ein neues, zukunftweisendes Kunstbetrachten und -genießen.

Atmosphäre und Schauvergnü-gen im Haus leben vom bestechenden Wechselspiel zwischen Alt- und Neubau. Eingefahrene Sehgewohnheiten sind passe`, ebenso vorbei diskretes Zähneklappern im Winter und peinliches Schweiß-tröpfeln im Sommer.

Die klimatisierte Temperatur im Musentempel ist angenehm und anregend; überraschende Ein- und Durchblicke, kühne Weiten und helle Höhen, spektakuläre Treppen (allerdings auch bequeme Lifte) beflügeln Blicke und Schritte und führen - wie in einer kulturgeschichtlichen Zeitreise - von Raum zu Raum.

Obwohl von der Urgeschichte bis ins Frühmittelalter, von der Romanik über die Gotik und Renaissance bis herauf zur Moderne auf fünf Ebenen chronologisch geordnet, stehen alle Schauräume mit ihren unterschiedlichen Sammlungshö-hepunkten jeweils unter einem spezifischen Motto.

Und sollte der Museumsflaneur in Bewältigung der rund 3900 m Gesamtausstellungsfläche möglicherweise etwas lahm geworden sein und zwischenzeitlich der Ruhe, der leiblichen oder auch geistigen Stärkung bedürfen, stehen - very trendy - "Cafe` Kunstpause", Shop oder auch der neu gestaltete Leseraum in der Bibliothek für ihn bereit.

Internationale und nationale Sonderausstellungen in der Art Box, Konzerte und Veranstaltungen im "Auditorium", die exklusive Niederländer-Ausstellung und der Musikraum mit Jakob-Stainer-Instrumenten, das "Studio" mit zeitgenössischen Aspekten der Kunst, ein Raum für "Grafik/Intermedia" und anderes lassen so gut wie keine Wünsche offen. Höchste Qualität statt großer Quantität, Klasse statt Masse, das ist das Motto.

In Summe: Der Um- und Neubau des musealen Hauses in Innsbruck ist nicht nur aus ökonomischer Sicht geschickt ausgeführt, sondern in künstlerischkonzeptueller Hinsicht vor allem eines: verflixt gut.

Öffnungszeiten: 1. Juni bis 30. September, Mo.-So. 10-18 Uhr, Do. 10-21 Uhr. Bis 31. Mai Montag geschlossen.