Interkultureller Austausch

Europa ist mehr als die EU. Auf den internationalen Treffen der europäischen Kulturzeitschriften wusste man das schon immer. Und handelt auch danach.


Der Europa-Visionen gibt es viele, der Europa-Taten auch. Nur beschränken sich die meist auf den ökonomischen Sektor. Freier Transfer von Waren und Personen. Auf Sonntagsreden ist dann einiges über einen Kulturraum Europa zu erfahren, was und wo der genau ist, bleibt allerdings meist besagte Vision.

Eine solche hatten die Kleinen, aber Feinen auf ihren alljährlichen Zeitschriftentreffen auch, genau genommen auf jenem 1997 in Moskau. Dort präsentierte nämlich Walter Famler, Verleger und Herausgeber des österreichischen Wespennests, der Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder, die Idee zu einem virtuellen Diskursraum Europa.

Zusammenschluss der feinen Kleinen

Die prominentesten europäischen Kulturzeitschriften fanden sich zusammen und gründeten "Eurozine", "wo das kulturelle Europa Wirklichkeit wird", wie es im Pressetext heißt. Dabei sind vom renommierten französischen Magazine littéraire über Le Monde diplomatique und die russische New Literary Review bis hin zum kroatischen ARKzin insgesamt 35 Länder.

Europa > EU

Eine sehr einfache Rechenoperation beweist, dass in diesem europäischen Diskursraum die Reichweite der EU überschritten wird. Und das ist ganz im Sinne des Chefredakteurs Carl Henrik Fredriksson: "Im Netzwerk der europäischen Kulturmagazine befanden sich von Anfang an die damaligen Ostblock-Staaten, die heute so genannten, ehemaligen kommunistischen Länder. Das Konzept von eurozine ist transnationale Kommunikation, Distribution und Zirkulation. Transnationale Kontakte über alle Grenzen und Schranken hinweg, seien sie national, ökonomisch oder geografisch."

Virtueller Marktplatz

Gefördert wird das Projekt zwar durchaus von der Europäischen Union, zum Propagandablatt für diese lässt sich "Eurozine" allerdings nicht degradieren. Zu heterogen ist dafür auch die Zusammensetzung der Kulturmagazine, die über die Türkei bis nach Israel reicht. Walter Famler betont die Unabhängigkeit von "Eurozine", das "im Eigentum seiner Mitarbeiter über eine Vereinskonstitution im Eigentum der Partnermedien ist. Eurozine ist eine transnationale publizistische Plattform, die ein gewisses intellektuelles Niveau von vornherein garantiert und für die inhaltlichen und ideologischen Positionen stehen unsere Autoren."

Dass die inhaltliche Ausrichtung sich anti-national definiert, versteht sich bei dem interkulturellen Austausch, den diese Plattform garantieren soll, von selbst. "Eurozine" sieht sich als das Kernstück eines europäischen Kulturraums; hier werden nicht Waren oder Personen verschoben, sondern Gedanken und Ideen.

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