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KONFERENZEN: Neue Strategien für Museen und Architektur von den "Engineers of Experience"

Diskussion in homöopathischer Dosis

Ars Electronica 2001. Take Over. Tag vier und somit Tag eins des Konferenzen-Viererblocks im Mittleren Saal des Linzer Brucknerhauses. Gewidmet war der den so genannten "Engineers of Experience". Also all jenen , die das Spektrum der neuen digitalen Möglichkeiten nutzen müssen, dürfen, wollen und sollen.

"Der Boom von Edu- und Infotainment, Visitor- und Brandexperience, die steigende Forderung, interaktive Medien in Ausstellungen und Museen zu integrieren, erfordert neue Strategien und Konzepte für Design, Inszenierung und Architektur ..." - das ist im Programmheft zu lesen. In der Tat ist unbestritten, dass mittlerweile beinah jede Präsentationseinrichtung ihre Wissensvermittlung, ihre Lernprozesse hauptsächlich über die Animation steuert, also über Lernen durch Tun.

Für die Konferenz darüber wurden Hochkaräter geladen. Nach Einführungsvorträgen und Vorstellungen ihrer Projekte stellten sie sich der Diskussion, deren Publikumsbeteiligung gestern Vormittag allerdings mager und in homöopathischer Dosis ausfiel. Wahrscheinlich lag dies daran, dass wenig Kontroversielles präsentiert wurde.

Der britische Architekt Peter Higgins (Millennium Dome London) verwies zwar auf die derzeit gnadenlose Forderung nach Interaktivität, blieb aber mit den Projekten im Millennium Dome selbst in der gnadenlosen Beglückung mit ebendieser Interaktivität hängen.

Der Japaner Hiroshi Ishii, vom Medien Laboratorium MIT wollte uns zwar gern erklären, wie er vom Wissenschafter zum Künstler wurde, hat sich jedoch letztendlich eher als (durchaus kreativer) Erfinder von Spielzonen geoutet.

Stellung bezog der mexikanische Künstler Rafael Lozano-Hemmer - Goldene-Nica-2000-Preisträger und Schöpfer der hintergründigen Installation "Body Movies" in Rotterdam: Ewig restaurierte alte Bauten seien "Vampirgebäude historischer Korrektheit" und im Zeitalter digitaler Archivierung könnte man dieser Architektur doch endlich eine Verschnaufpause vergönnen. Weiters beschimpfte er die kommerzielle Nutzung des öffentlichen Raums als dessen "Verachtung".

Auf Konfrontationskurs bewegte sich auch noch der Linzer Univ.-Prof. und Future-Lab-Mitbegründer Gustav Pomberger. Erfrischende Seitenhiebe auf die kürzlich publizierten Ars-Polemiken von "Medien-Guru" Peter Weibel verpackte er in kompetente Betrachtungen über die Schnittstellen von Forschung und Industrie zur Kunst. Schade, dass Weibel nicht da war ...

Für Abschlussreferate waren noch Horst Hörtner (AEC Future Lab), der deutsche Künstler Joachim Sauter und der Amerikaner Joe Paradiso (MIT Lab) geladen.



Das heutige Konferenzthema (ab 10.30 Uhr im Brucknerhaus) behandelt das Problem, wie digitale Kunst für die Zukunft aufbewahrt werden kann.


OÖN vom 05.09.01 zuletzt geändert am: 04.09.01 17:50:22


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