"Inverted Retrograde Theme" | |
Arbeiten des britischen Künstlers Simon Starling in der Wiener
Secession.
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Schönbergs Musik werden Sie nicht hören,
wenn Sie den Hauptraum der Secession betreten. Lediglich das Klicken von
Neonröhren, die tiefer gelegt in den Raum hängen. Zwölf Reihen sind es -
sie verweisen auf die zwölf Töne in Schönbergs Musik. Neonröhren, ein
Flügel in zerlegter und einer in kompletter Form sind die Komponenten von
Simon Starlings Arbeit "Invertet Retrograde Theme". Die Neonröhren
flackern zeitgeschaltet in vier verschiedenen Konstellationen auf - eine
visuelle Partitur:
Ein typisches Zwölftonstück von Schönberg wurde ausgewählt und
beschrieben - es sind 12 Reihen mit jeweils 7 Lampen, also A B C D E F G
und die 12 Töne. Auf diese einfache Art hat Starling die Architektur von
Schönbergs Musik auf die Architektur des Hauses übertragen. Die Architektur der Secession kommt dem Künstler bei seinem Projekt
dabei sehr entgegen, meint Secessions-Präsident Matthias Hermann: "Die
Secession gilt ja immer als der erste White Cube der Geschichte, mit einem
Ausstellungsraum als weiße Schachtel. Starling hat mit einem minimalen
Einbau eine spannende neue Sicht auf den Raum mit seinem basiliskenhaften
Grundriss gegeben er verwendet nur einen kleinen Trick, um den Raum
vollkommen zu verändern."
Zerlegte Welt Es ist ein Charakteristikum von Simon Starlings Arbeit, bedeutungsvolle
Objekte zu verwandeln, zu rekonstruieren oder in andere Kontexte zu
überführen. Damit stellt er die Frage nach ihrer ursprünglichen Intention
und Bedingung. Den zerlegten Flügel aus dem 18. Jahrhundert hat der
34-jährige Künstler in umgekehrter Form wieder zusammengebaut. Die
verschieden umgebauten Bestandteile sind im Raum verteilt. Starling zur Entstehung: "In der Werkbundsiedlung bin ich auf das
Adolf-Loos Doppelhaus gestoßen; ich habe eine Fotografie dieses Hauses
gesehen, wie es früher ausgesehen hat, und da war ein Bild eines Pianos,
das in der einen Seite des Hauses stand. Ich habe überlegt, wie dieses
Piano wohl in der anderen Hälfte des Hauses aussehen würde. Eine abstruse
Idee, aber sie hat zu diesem Projekt geführt." Rhododendron-Rettung In der Galerie der Secession zeigt Simon Starling eine andere Arbeit -
"Rescued Rhododendrons" (Gerettete Rhododendren). Eine Videoarbeit mit
Vorgeschichte: Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Rhododendron-Pflanze
von Spanien nach Schottland importiert und gilt dort als Unkraut.
Als Simon Starling erfuhr, dass die Rhododendren in einer schottischen
Landschaft ausgerottet werden sollten, machte er sich mit einem roten
Volvo als Transportmittel auf den Weg, um die Pflanzen in ihre alte Heimat
zurückzubringen. Die Rettungsaktion hat er auf Video dokumentiert: "An verschiedenen Punkten dieser Reise habe ich Bilder gemacht. Eines
geht dabei ins andere über - eine szenenlose Abfolge von Bildern - vom
Auto, von der Straße, und den Pflanzen - quer durch Europa. In Spanien
angekommen, geht die Reise wieder zurück, invers sozusagen, ins Negative
verkehrt - es ist eine konstante Zirkulation über 5 bis 10 Minuten, die
von Schottland nach Spanien führt und wieder zurück." Tipp: Die Ausstellung von Simon Starling in der Secession ist bis 26. Juni zu
sehen. | ||||||||