Ballett der reinen Seelen
Johanes Zechner hat für den Klagenfurter Dom einen luftigen Tanz in die Auferstehung gestaltet - als Kontrast zur bleiernen Schwere des Aschermittwochs.
Foto © TraussnigKörperlose Hüllen als Mahnung und Auftrag: Johanes Zechners Fastentuchparaphrase aus Tauf- und Erstkommunionkleidern im Klagenfurter
Gib uns Platz dazu, eine sterbliche Form von Unsterblichkeit zu lieben", steht auf aschgrauen Tafeln, die sich bleiern über die Kirchenbänke wölben. Die Worte stammen von der dänischen Dichterin Inger Christensen (1935-2009) und wurden von Johanes Zechner ausgewählt, um die Erdenschwere und deren mögliche Überwindung durch Glaube, Liebe, Hoffnung auszudrücken.
Im Altarraum des Klagenfurter Doms führt der 57-jährige Künstler gleichsam die Auflösung, ja Erlösung vor Augen. Dutzende weiße Gewänder kreisen hier - zart bewegt von der veränderlichen Thermik des Raumes - als körperlose Mobiles über dem Volksaltar. Wie lichterfüllte Engel scheinen sie dem offenen Himmel zuzustreben, wo bereits ein barockes Deckgemälde die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor imaginiert. Am Ende des Presbyteriums - vor dem Altarblatt mit den Apostelfürsten Peter und Paul - bildet ein netzartiges Fastentuch mit weiteren Kleidchen das statische Pendant zum luftig bewegten Geschehen.
"Ich erzeuge eine Emotion, indem ich unsere zweite Haut - die zivilisatorische - in einen Sakralraum hänge. Ich bilde aber auch Rituale ab, indem ich Taufkleid oder Erstkommunionkleid in einem Raumbild verwende", erläutert Johanes Zechner das wirkungsvolle Konzept seiner Kunstinstallation, die in ähnlicher Form bereits Kollegen wie Anselm Kiefer realisiert haben.
Das Kleid jedes Christen
Für ihren Auftraggeber, Dompfarrer Peter Allmaier, versinnbildlicht die jüngste Arbeit des Kärntner Künstlers nicht nur die "dialektische Dynamik von Aschermittwoch bis Ostersonntag", sondern auch einen speziellen Auftrag. Allmaier: "Das weiße Gewand, das ein Kind bei der Taufe erhält, ist das Kleid des Christen schlechthin. So mancher behauptet ja von sich, eine weiße Weste zu haben. Die Würde des weißen Kleides immer tiefer zu erkennen und zu leben, ist aber eine bleibende, unerreichbare Aufgabe".
Unterstützung in diesem Bemühen erhofft sich Allmaier von der läuternden Kraft der Musik und des Wortes. Während der Fastenzeit wird es daher musikalisch gestaltete Sonn- und Feiertagsliturgien, literarische Abendmessen und eigene Konzerte geben, darunter Aufführungen des Musicals "Jesus Christ Superstar" (14. April) sowie von Bruckners e-Moll-Messe und Mozarts "Gran Partita" (8. und 10. April). Des Weiteren sollen "Dialogpredigten" mit Autoren wie Fabjan Hafner oder Egyd Gstättner mithelfen, dass sich "Glaubende und Suchende jenem Geheimnis nähern können, in das sie als Getaufte schon längst gehüllt sind", so Bischof Alois Schwarz.
Heute, 19 Uhr: Aschermittwochsliturgie mit dem Diözesanbischof im Dom zu Klagenfurt; Info: www. dom-klagenfurt.at
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar erstellen