Zu den sieben kleineren und
größeren Konkurrenz- und Ergänzungsunternehmen der Art Basel gehört
zuvörderst und im dritten Jahr mit rund hundert Ausstellern die Nada
- eine Abkürzung für New Art Dealers Alliance - in den ansprechenden
Ice Palace Film Studios. Die Scope Art Fair, die auch in London, New
York und in den Hamptons operiert, ist mit rund sechzig Galerien auf
fünf Stockwerken des Townhouse Hotel am Strand von Miami Beach
vertreten.
Die Pulse Contemporary Art
Fair hat rund fünfzig Teilnehmer in einem Zelt im Wynwood District
in der Nähe der großen Sammlungen der Familien Margulies und Rubell
versammelt. Und die „Aqua Art Miami” umfaßt 35 Galeristen; benannt
ist sie nach dem gastgebenden Aqua Hotel. Da ihre Organisatoren aus
Seattle stammen, liegt ihr Schwerpunkt auf Künstlern von der
amerikanischen Westküste. „Frisbee” ist als „nomadisches
kuratorisches Projekt” und als alternativste (wenn es das gäbe) der
Alternativen angekündigt, angesiedelt mit rund fünfzehn Ausstellern
im Cavalier Hotel am Ocean Drive. Die Pool Video in der Econo Lodge
South Beach widmet sich einem ansonsten auf den Messen von Miami
vernachlässigten Medium.
Als spektakulärste Kulisse
schließlich darf die brandneue Messe Design.05 im historischen Moore
Building gelten: Fünfzehn ausgewählte Design-Galerien sind um einen
dreistöckigen Innenhof angelegt und präsentieren modernistische
Waren vom Aschenbecher bis zur Treppenstiege. Nilufar aus Mailand
hat eine gummierte Deckenlampe von Gaetano Pesce für 5400 Dollar im
Angebot, und bei Contrasts aus Schanghai kosten hosenförmige
Keramikvasen von Lin Jing 450 Dollar. Die preisgekrönte Architektin
Zaha Hadid hat für Design.05 eine fabelhafte Installation
geschaffen, die mit futuristischen Armen die gründerzeitlich
anmutenden Stockwerke umspannt - sie erhält dafür einen weiteren
Preis, als „Designer of the Year”.
Eine besonders schöne Arbeit
auf der Nada stammt von dem achtundzwanzigjährigen Engländer Matt
Bryans in der Londoner Galerie Kate McGarry. Eine Wand ist über und
über mit handtellergroßen Blättern bedeckt, die wirken wie
Birkenrinde. Anstatt dunkler Astlöcher schauen Augen aus den
Bildern; denn es handelt sich um aus Zeitungspapier ausgeschnittene
Gesichter, die mit einem Radiergummi auf die Pupillen reduziert
wurden (30 000 Dollar). Die Galerie Tal Esther aus Tel Aviv vertritt
hier Daniel Silver, der Stickvorlagen benutzt und verändert, so daß
neben dem vorgedruckten Profil der Nofretete eine Satellitenschüssel
erscheint (3300 Dollar).
Auf der Scope Art Fair ist
die Hotelzimmeratmosphäre traditionell sehr dominant. Im fünften
Stock gibt es Glückskekse aus einem Waschbecken, Teil der
selbsternannten „Chinese Art Invasion”. Die New Yorker Friederike
Taylor Gallery zeigt die städtebaulich beeinflußten Collagen von
Lisa Sigal (2500 bis 3000 Dollar) und Buddhaköpfe, die Long-Bin Chen
mit einer Elektrosäge aus Telefonbüchern geschnitzt hat (5000
Dollar). Die Bochumer TZR Galerie stellt eine „Büste” des Kroaten
Kristian Kozul vor, aus perlen- und spitzenbesetzten Gasmasken
geschaffen (10 000 Dollar).
Sehr zufrieden ist der
Münchner Galerist Andreas Gegner. Er zeigt auf der Nada unter
anderem Arbeiten von Yoshimoto Nara (75 000 Euro) und Videos von
Thomas Steffl (8500 bis 13 000 Euro). Seit der Vernissage hat er
schon wieder so viel an den Mann gebracht, daß er den Stand komplett
umdekorieren mußte: „Alles verkauft sich besser in Amerika. Hier
wird Kunst konsumiert”, sagt er, „aber das meine ich ganz
positiv.”