VN Mi, 14.8.2002

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Bin eine grenzenlose Romantikerin

Die Bregenzerin Sandra Dorner ist als Künstlerin und Musikerin unterwegs

VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL: christa.dietrich@vn.vol.at

Bregenz (VN) Wenn die bildende Künstlerin und Musikerin Sandra Dorner nun in der ÖBB-Unterführung beim Bregenzer Hafen eine Veranstaltung organisiert, kehrt sie an jene Stätte zurück, an der sie vor einem Jahr gemeinsam mit Uwe Jäntsch und vielen Kindern ein Kunstprojekt realisiert hat. Die bemalte Unterführung dient am kommenden Feiertag als Veranstaltungsort.

"VN": Sie geben Ihrer Veranstaltung das Motto "Soachtäscha", also ein Schimpfwort, das auch als Provokation empfunden werden kann. Wie kam es zu dieser Wortwahl?

Dorner: Erstens habe ich nach einem Heimatbegriff gesucht. "Soachtäscha" hat für mich etwas mit der Rolle der Frau zu tun, weil Frauen oder Mädchen mit dem Schimpfwort bezeichnet werden. Ich habe das Wort immer als sehr hart empfunden. Die meisten Sachen, die ich mache, sind sehr schnell provokant, ob das nun bewusst oder unbewusst so geschieht.

"VN": Sie stellen Lichtobjekte aus, die aus Alltagsgegenständen bestehen. Gegenstände, die aber sehr emotional besetzt sind. Wie entstehen solche Objekte?

Dorner: Meistens kommen die Gegenstände an mich heran. Meistens finde ich die Sachen irgendwo zufällig und verarbeite sie. Ich verarbeite sie insofern, als ich sie verändere. Bei Puppen war für mich sehr oft der weibliche oder in eine sexuelle Richtung gehende Inhalt ausschlaggebend.

"VN": Rollenbilder und Frauenbilder, sind das also Themen, die Sie konkret behandeln?

Dorner: Das kommt immer wieder, weil ich eine Frau bin und mich als sehr weiblich empfinde. Eine Performance kann provokant in Richtung Sexualität gehen. In meiner Frauenband haben wir uns beispielsweise obszön auf die Bühne gestellt. Wir wollten rausfinden, wie die Männer reagieren.

"VN": Und welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Dorner: Erstaunlicherweise waren die meisten sehr kleinlaut oder es gab positive Reaktionen. Was wir machten, sollte ja auch kein Angriff sein.

"VN": Ihre Lieder haben romantische Texte, zum Teil ist das diese Poesiealbenromantik. Ich gehe davon aus, dass Ihnen klar ist, dass da auch Kitsch dabei ist.

Dorner: Der Ursprung liegt sicher in meiner grenzenlosen Romantik. Ich bin Romantikerin und werde das auch bleiben. Ich bin aber auch realistisch genug, um etwas persiflieren zu können. Keineswegs will ich mich aber darüber lustig machen. Ich lebe ein sehr romantisches Leben, aber ich zahle auch ganz bewusst meinen Preis dafür.  Mehr Mut zur Romantik wäre eigentlich zu empfehlen, auf Frauen bezogen, auch mehr Mut zur "Soachtäscha", um sich über gewisse Konventionen hinwegsetzen zu können.

"VN": In der Einladung heißt es, dass Sie "Ihre" Getränke servieren. Was erwartet da die Besucher?

Dorner: Dass ich die Getränke als Barfrau verteile. Das war einer meiner Nebenjobs, weil man sich damit über Wasser halten kann.

"VN": Sie haben öfter mit Kindern gearbeitet, jetzt auch wieder im Wiener Kindermuseum. Welchen Stellenwert hat diese Arbeit in ihrem Berufsleben?

Dorner: Ich schöpfe für mich selber viel Freude und Energie daraus. Ich habe auch länger in einem heiltherapeutischen Reitstall gearbeitet. Das war interessant, weil ich mich dann auch selbst wieder als Kind gesehen habe.

"VN": Sie haben längere Zeit mit dem Künstler und Filmemacher Uwe Jäntsch zusammengearbeitet.

Dorner: Ja, bei den Filmen habe ich nicht inhaltlich mitgearbeitet, aber organisatorisch, ich war ja Konzertveranstalterin, habe etwa seine Schweiz-Tournee organisiert. Inhaltlich hat sich die Zusammenarbeit ab dem Zeitpunkt ergeben, an dem wir angefangen haben, gemeinsam Musik zu machen.  

"VN": Sie sind gebürtige Bregenzerin. Welches waren die anderen geographischen Stationen Ihres Lebens?

Dorner: London, Wien, San Francisco, Hamburg und Zürich.

Sandra Dorner und eines ihrer Objekte: Mehr Mut zur "Soachtäscha".




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