VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL:
christa.dietrich@vn.vol.at
Bregenz (VN) Wenn die bildende
Künstlerin und Musikerin Sandra Dorner nun in der ÖBB-Unterführung
beim Bregenzer Hafen eine Veranstaltung organisiert, kehrt sie an
jene Stätte zurück, an der sie vor einem Jahr gemeinsam mit Uwe
Jäntsch und vielen Kindern ein Kunstprojekt realisiert hat. Die
bemalte Unterführung dient am kommenden Feiertag als
Veranstaltungsort.
"VN": Sie geben Ihrer Veranstaltung das
Motto "Soachtäscha", also ein Schimpfwort, das auch als Provokation
empfunden werden kann. Wie kam es zu dieser Wortwahl?
Dorner: Erstens habe ich nach einem Heimatbegriff
gesucht. "Soachtäscha" hat für mich etwas mit der Rolle der Frau zu
tun, weil Frauen oder Mädchen mit dem Schimpfwort bezeichnet werden.
Ich habe das Wort immer als sehr hart empfunden. Die meisten Sachen,
die ich mache, sind sehr schnell provokant, ob das nun bewusst oder
unbewusst so geschieht.
"VN": Sie stellen Lichtobjekte aus, die aus
Alltagsgegenständen bestehen. Gegenstände, die aber sehr emotional
besetzt sind. Wie entstehen solche Objekte?
Dorner: Meistens kommen die Gegenstände an mich
heran. Meistens finde ich die Sachen irgendwo zufällig und
verarbeite sie. Ich verarbeite sie insofern, als ich sie verändere.
Bei Puppen war für mich sehr oft der weibliche oder in eine sexuelle
Richtung gehende Inhalt ausschlaggebend.
"VN": Rollenbilder und Frauenbilder, sind das also
Themen, die Sie konkret behandeln?
Dorner: Das kommt immer wieder, weil ich eine Frau
bin und mich als sehr weiblich empfinde. Eine Performance kann
provokant in Richtung Sexualität gehen. In meiner Frauenband haben
wir uns beispielsweise obszön auf die Bühne gestellt. Wir wollten
rausfinden, wie die Männer reagieren.
"VN": Und welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Dorner: Erstaunlicherweise waren die meisten sehr
kleinlaut oder es gab positive Reaktionen. Was wir machten, sollte
ja auch kein Angriff sein.
"VN": Ihre Lieder haben romantische Texte, zum Teil
ist das diese Poesiealbenromantik. Ich gehe davon aus, dass Ihnen
klar ist, dass da auch Kitsch dabei ist.
Dorner: Der Ursprung liegt sicher in meiner
grenzenlosen Romantik. Ich bin Romantikerin und werde das auch
bleiben. Ich bin aber auch realistisch genug, um etwas persiflieren
zu können. Keineswegs will ich mich aber darüber lustig machen. Ich
lebe ein sehr romantisches Leben, aber ich zahle auch ganz bewusst
meinen Preis dafür. Mehr Mut zur Romantik wäre eigentlich zu
empfehlen, auf Frauen bezogen, auch mehr Mut zur "Soachtäscha", um
sich über gewisse Konventionen hinwegsetzen zu können.
"VN": In der Einladung heißt es, dass Sie "Ihre"
Getränke servieren. Was erwartet da die Besucher?
Dorner: Dass ich die Getränke als Barfrau verteile.
Das war einer meiner Nebenjobs, weil man sich damit über Wasser
halten kann.
"VN": Sie haben öfter mit Kindern gearbeitet, jetzt
auch wieder im Wiener Kindermuseum. Welchen Stellenwert hat diese
Arbeit in ihrem Berufsleben?
Dorner: Ich schöpfe für mich selber viel Freude und
Energie daraus. Ich habe auch länger in einem heiltherapeutischen
Reitstall gearbeitet. Das war interessant, weil ich mich dann auch
selbst wieder als Kind gesehen habe.
"VN": Sie haben längere Zeit mit dem Künstler und
Filmemacher Uwe Jäntsch zusammengearbeitet.
Dorner: Ja, bei den Filmen habe ich nicht
inhaltlich mitgearbeitet, aber organisatorisch, ich war ja
Konzertveranstalterin, habe etwa seine Schweiz-Tournee organisiert.
Inhaltlich hat sich die Zusammenarbeit ab dem Zeitpunkt ergeben, an
dem wir angefangen haben, gemeinsam Musik zu machen.
"VN": Sie sind gebürtige Bregenzerin. Welches waren
die anderen geographischen Stationen Ihres Lebens?
Dorner: London, Wien, San Francisco, Hamburg und
Zürich.
Sandra Dorner und eines ihrer Objekte: Mehr Mut zur
"Soachtäscha".