Günter Brus präsentiert Erinnerungen im Grazer Literaturhaus

Der steirische Aktionist Günter Brus stellt im Grazer Literaturhas seine Erinnerungen vor. Schauspieler Wolfram Berger wird ebenfalls lesen.

Foto © APA/Sujet

Der Aktionist und Maler Günter Brus stellt am kommenden Dienstag im Rahmen einer Lesung im Grazer Literaturhaus seine Erinnerungen unter dem Titel "Das gute alte West-Berlin" - erschienen im Verlag Jung und Jung - vor. Schauspieler Wolfram Berger wird ebenfalls lesen, und zwar aus "Die Geheimnisträger", dem als Hörbuch erschienenen Brus-Roman aus dem Jahre 1984.

"Das gute alte Westberlin" ist nach "Das gute alte Wien" das zweite Werk, in dem Brus seine Memoiren aufarbeitet. 1969 musste er nach der Aktion "Kunst und Revolution", die als "Uni-Ferkelei" in die Geschichte einging, die Landesgrenzen sehr schnell hinter sich lassen, um nicht wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" fünf Monate inhaftiert zu werden. In Berlin angekommen, umgab sich Brus mit anderen damals noch nicht anerkannten österreichischen Künstlern. Gemeinsam ließen sie die österreichische Boheme in Berlin aufleben. Die Erinnerungen daran hat Brus nun niedergeschrieben.

Oswald Wiener, Gerhard Rühm, Hermann Nitsch und Wolfgang Bauer von der österreichischen "Fraktion" trafen sich mit deutschen Kollegen wie Joseph Beuys und Thomas Schmitt in Lokalen wie dem "Exil" oder der "Paris-Bar". Was wie eine Sightseeing-Tour durch die österreichische und deutsche Kunst der vergangenen fünfzig Jahre klingt, ist in Brus' Memoirenband der Humus für unterhaltsame und aktionistische Geschichten: Berlin als Biotop verrückter und genialer Zeitgenossen: "Man kam zusammen in dieser Zeit, ob man wollte oder nicht", so Brus.

"Die Geheimnisträger" wiederum lassen den Leser in Brus' fantastische Welt abdriften, ein Brus-Universum gewissermaßen, eine Welt zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen H.C. Artmann und William S. Burroughs. Die 68 zusammenhängenden Geschichten werden auf dem Hörbuch ebenfalls von Wolfram Berger gelesen.

Günter Brus (geb. 1938 in Ardning, Steiermark) ist Aktionist, Maler und Autor und lebt nach längeren Aufenthalten in Wien und Berlin wieder in Graz. Brus zählt zu den wichtigsten österreichischen Aktionisten. Bekannt wurde er unter anderem durch die "Uni-Ferkelei" (1968) und die "Zerreißprobe" (1970). Ausstellungen auf der Documenta und der Tate Gallery folgten. 1996 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis.