Ein Maler wird entdeckt
Josef Stoitzner. Bei Sammlern sind seine Werke beliebt. Das Salzburg Museum will dem Maler Josef Stoitzner mit einer Ausstellung auch zu einer neuen kunsthistorischen Wertschätzung verhelfen.
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). Zwischen Theorie und Praxis gibt es manchmal bemerkenswerte Unterschiede. Am Fall des Wiener Malers Josef Stoitzner (1884–1951) lassen sie sich studieren. Die offizielle Kunstgeschichte nahm von seinem Schaffen nur wenig Notiz. Als zu bieder, zu wenig innovativ wurden seine Bilder meistens gewertet. Auf dem Kunstmarkt gelten andere Kriterien: Da galt Josef Stoitzner zu Lebzeiten als erfolgreicher Künstler. Und heute gebe es „viele Kunstkäufer, die seine Bilder fanatisch sammeln“, sagt Erich Marx, Direktor des Salzburg Museums.
Mit der Sonderschau „Josef Stoitzner: Landschaften – Stillleben – Interieurs“ widmet er dem Maler, in dessen Leben und Werk es starke Salzburg-Bezüge gibt, eine erste große Museumsausstellung.
Seit 1909 war Josef Stoitzner Mitglied der Wiener Secession, im gleichen Jahr heiratete er die Tochter des Bramberger Gemeindearztes, Anna Millinger. Im Pinzgau, wo er zunächst die Sommer, dann die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte, fand der Maler viele seiner Motive. Eines der großen Ölbilder im Besitz des Salzburg Museums zeigt die Klausenmühle bei Mittersill, ein anderes das Interieur des „Balkonzimmers im Millinger-Haus Bramberg“. Weil Stoitzner bei Privatsammlern beliebt ist, sind auch die 80 Ölbilder und Holzschnitte großteils Leihgaben aus Privatbesitz. Die Erben des Malers waren beim Aufspüren behilflich.
Stilistisch sei Stoitzner oft als „Heimatmaler“ abgetan worden, sagt Kurator Nikolaus Schaffer, als Traditionalist in einer Ära der Umbrüche. Schaffer sieht in den realistisch Landschaftsbildern des Malers aber auch das Werk eines sorgfältigen „Bildarchitekten.“ Dokumentiert sind Leben und Werk auch erstmals in einer ausführlichen Publikation, die zur Ausstellung erschienen ist.
Apropos Bild und Architektur: Wie zeitgenössische (Salzburger) Künstler in die (Pinzgauer) Landschaft blicken, ist in einer Begleitausstellung zu Stoitzner zu sehen: „Gepflegte Landschaft (Zeller See)“ hat der Maler Richard Hirschbäck (1937–2007) ein geometrisches Landschaftsgemälde genannt, „Eskalation #3“ heißt eine Fotomontage von Konrad Rainer. In dem Bild erobert sich die Natur den Innenraum eines Hauses zurück. Die Begleitausstellung „flach und bergig“ hat Dietgard Grimmer (Galerie im Traklhaus) aus den Sammlungsbeständen des Landes Salzburg zusammengestellt. Beide Ausstellungen sind bis 30. Mai 2010 zu sehen.www.salzburgmuseum.at