Nach Dubai bringt man keine Erotik mit
ERNST P. STROBL Wien (SN). Dubai hat viele Gesichter. Der Golfstaat hat nicht nur traditionelle Bazare neben modernsten Wolkenkratzern, In-Door-Skipisten oder Golfgreens mitten in der Wüste, er hat auch eine Kunstmesse von internationalem Zuschnitt. Wen wundert’s, dass diese Messe auch die teuerste Messe der Welt ist, mit Mieten pro Quadratmeter um 600 Dollar (466 Euro). Die auch nicht ganz billige Art Basel verlangt von den Ausstellern 360 Euro, eine Messe wie das Art Forum Berlin gerade noch 180 Euro. Nur eine Messe für Anbieter von Zeichnungen, die heuer erstmals in der Albertina im Herbst geplant ist, soll noch teurer sein, erzählt Mario Mauroner. Sorgfältige Auswahl Zum dritten Mal findet heuer – von 18. bis 21. März – die Art Dubai statt. Zum dritten Mal ist der Salzburger Galerist Mario Mauroner dabei, sowie auch die Wiener Galerie Krinzinger. Im zweiten Jahr waren mehrere österreichische Galerien am Golf, haben aber dort wohl „keinen Boden gefunden“, wie Mauroner es ausdrückt.
Welchen Stellenwert hat im islamischen Kulturgebiet die westliche Kunst? Entgegen aller Vorurteile ist die gesellschaftliche Elite der Golfstaaten nicht nur offen gegenüber dem Westen, viele aus der Oberschicht haben in Amerika oder Europa studiert und sind trotz der arabischen Tradition interessiert an der bildenden Kunst aus aller Welt.
Mauroner schwärmt auch vom klugen Rahmenprogramm, das anlässlich der Art Dubai angeboten wird und das den Horizont nicht nur für die Einheimischen erweitert. Diskussionen mit führenden Kuratoren oder Museumsdirektoren aus aller Welt und Praktikumsangebote für Studenten gehören zur Begleitung der Kunstmesse. Natürlich ist sich der Händler Mauroner auch gewisser Einschränkungen bewusst. Er will ja nicht „provozieren“ und potenzielle Käufer mit sexuellen Sujets, Nacktheit oder aufreizender figurativer Malerei verschrecken. Deshalb hat er seine Exponate sorgsam ausgewählt. Im Zentrum der diesjährigen Ausstellung zeigt Mauroner die skulpturale Installation „Armadio rosso“ von Fabrizio Plessi, eine sechs Meter breite und 3,5 Meter hohe Wand mit Videos. Im Vorjahr kaufte übrigens ein japanisches Museum ein herausragendes Werk von Jan Fabre, das Mauroner nach Dubai mitgebracht hatte. Auch diesmal sind „museale“ Exponate auf seinem Stand, von Plessis Objekt bis zu Malerei von Hernandez Pijuan. Briten da, Franzosen dort Die Art Dubai steht unter britischem Management, im benachbarten Abu Dhabi haben die Franzosen u. a. mit einer Louvre-Filiale die kulturelle Initiative ergriffen. Mauroner sieht die Messe als eine Art „Erziehungsangebot“ für die Menschen am Golf, fand aber eine erfreuliche Offenheit und Neugier bei seinen Besuchern. Trotzdem kann es passieren, dass Männer den Raum verlassen müssen, wenn etwa die Kulturministerin von Abu Dhabi vorbeischaut. Das Staatsoberhaupt von Dubai ließ sich im Vorjahr bei Mauroners Stand nicht mit Jan Fabres figurativer Goldskulptur fotografieren, sondern zog Tony Craggs abstrakte Formensprache vor. Andere Länder, andere Sitten . . .Internet: www.artdubai.ae