Erst auf den zweiten Blick entschlüsselt sich das "Mondgesicht" als das Anarchie-Zeichen (Buchstabe A in einem Kreis), denn je dicker der Zeichenstift - oder vielmehr das Ventil der Spraydose - umso kleiner fallen die Zwischenräume zwischen den beiden Zeichen aus. Peinado spielt mit den Logos der Populärkultur, mit ihrer Umkehrung und Transformation, um dadurch ihre Bedeutung zu hinterfragen. Über einem gedachten Falz gespiegelt wird etwa aus dem Umriss der USA ein Rorschach-Testfleck. Oder er macht das Michelin-Männchen zum Afrikaner.
In Suite Francaise präsentiert Peinado auch noch drei an Donald Judd erinnernde, mit Autolack überzoge Metallquader. Perfekt gefertigte Karosserien, aber dennoch verbeult, wie nach einem bösen Crash. Peinado ist einer von zehn "besonderen" Künstlern, die die Kuratoren Corentin Hamel und Steven Guermeur in Anlehnung an Bachs verschiedenste Musikrichtungen vereinigende Partitur für Suite Francaise vereint haben. Ein Potpourri will diese Ausstellung französischer Künstler sein, die sich sowohl der Globalisierung von deren Kunst verweigert, als auch der nationalen Idee eine Abfuhr erteilt. Ein Ansinnen, das gelang.
Da ist zum Beispiel der faszinierende, obsessive zeichnerische Kosmos des Fabien Vershaere, ein sexuell aufgeladener Sündenpfuhl aus Märchenfiguren, Fabelwesen, Gespenstern und Skeletten. Wohingegen Mathieu Mercier eine Art Baumarkt-Ready-made-Spiel betreibt: Aus schwarzen Regalborden und bunten Accessoires baut er eine Art dreidimensionalen Mondrian nach oder lässt mit verschiedenfarbigen, genormten Dübeln ein Sternenwandbild erstehen. Wieder anders die Rauminstallation von Kader Attia, der die Silhouetten von 101 kauernden Frauen und einem Mann mittels Alufolie abgenommen hat. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.12.2007)