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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
10. August 2007
22:45 MESZ
Fotos: Stadt Salzburg/Garstenauer
Gerhard Garstenauer schlägt eine zeitgemäße, nicht geschmäcklerische Lösung für den Max Reinhardt-Platz vor: ein Kristall als Markenzeichen.

Kristall im Salzburger Festspielbezirk
Mit seinem Entwurf eines Pavillons will der Doyen der Salzburger Architekten, Gerhard Garstenauer, die Debatte um die Gestaltung des "schönsten Foyers der Welt" wiederbeleben

Der Kristall soll zudem als "Salzburger Oskar" verliehen werden.


Salzburg - "Seit Ende der fünfziger Jahre hat er die Entwicklung Salzburgs kritisch verfolgt. Ungefragt, unaufgefordert, unbezahlt und meist unbedankt interveniert er und initiiert oft produktive Diskussionsprozesse." So hat der Salzburger Architekturpublizist Norbert Mayr vor einigen Jahren das Wirken von Gerhard Garstenauer beschrieben.

Aktuell widmet sich der inzwischen 82-jährige Architekt, der unter anderem mit dem Felsenbad und seinen futuristisch anmutenden Liftstationen im Gasteinertal international für Furore gesorgt hat, dem Salzburger Festspielbezirk und damit dem nach dem Gründer der Festspiele benannten Max Reinhardt-Platz vor dem zum "Haus für Mozart" umgetauften Kleinen Festspielhaus. Der Platz sei nämlich "weit vom Ziel entfernt, zum schönsten Foyer der Welt" zu werden, mahnt Garstenauer.

Nach dem derzeitigen Stand der offiziellen Planungen wird das von der Bank den Festspielen geschenkte "Sparkassenstöckl" abgerissen. Im Zuge einer neuen Platzgestaltung mit dem bereits in der Hofstallgasse aufgetragenen Designerasphalt und diversen Lichtbändern soll auch der Furtwänglerpark zwischen Universität und Kollegienkirche nach den Plänen von Wiener Landschaftsarchitekten neu bepflanzt werden. Als Begrenzung zum Rainhardt-Platz soll ein Lindenhain gepflanzt werden. Kostenpunkt für die Gartengestaltung: Etwa 800.000 Euro. Der Max Reinhardt-Platz selbst soll, abgesehen vom Wilden-Mann-Brunnen, leer bleiben. Das ursprüngliche Projekt eines großen Glas-Hochbaus des Büros "One Room" ist auf Drängen der Festspiele versenkt worden.

Und genau da setzt Architekt Garstenauer mit seiner jüngsten "Intervention" an: Er meint, dass der leere Platz "gleichsam ausläuft". Garstenauer schlägt den Bau eines Festspielpavillons in Form eines Kristalls vor, dessen Linienspiel den Umrissen der benachbarten Kollegienkirche Fischer von Erlachs folgt. Der weder "modernistisch noch konventionell" (Garstenauer) geformte Kristall soll am Schnittpunkt der Hauptachsen des Eingangs zur Universitätsaula und der Kollegienkirche positioniert werden. Die Sichtachsen vom Haus für Mozart Richtung Uni, Kirche und Rupertinum bleiben frei. Der leicht abgesenkte Kristall aus Glas und Stahl soll nachts als filigraner Leuchtkörper wirken.

In der Funktion hat sich Garstenauer an einem bestehenden Nutzungskonzept für einen Festspielpavillon orientiert: Dieser muss der multimedialen, ganzjährigen Präsentation der Festspiele inklusive kleinem Vortragssaal und dem Kartenverkauf dienen. Darüber hinaus könne in dem dreigeschoßigen "neuen Symbol für Stadt und Land" - so Garstenauers Hoffnung - auch ein Caféhaus oder eine ähnliche gastronomische Einrichtung untergebracht werden.

Sozusagen in einem Aufwaschen wäre dann auch das aktuelle Chaos von Fernsehübertragungswagen und anderen Fahrzeugen im vermeintlich "schönsten Foyer" beseitigt. Für die Ü-Wägen beispielsweise hätte Garstenauer einen eigenen, versteckten Stellplatz vorgesehen.

Was die Durchsetzbarkeit seines beispielhaften Vorschlags angeht, übt sich Salzburgs prominentester Architekt in Zurückhaltung: Es gehe ihm "um die Einleitung eines Prozesses zur Auffindung der Bestform für ein Bauwerk an richtiger Stelle", schreibt er an Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Aus "leidvoller Erfahrung" wisse er, dass seine Vorschläge "schwer durchzusetzen sein werden".

Bei einem weiteren Vorschlag, der sich aus der Form von Garstenauers Pavillonentwurf ableitet, ist er etwas optimistischer. Der frei geformte Kristall könnte als Variante zur Bauform in einer Höhe von etwa 30 Zentimeter als Preis der Salzburger Festspiele an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich um die Festspiele besonders verdient gemacht haben. Sein durchaus selbstbewusster Zusatz: Diese Idee wäre dann quasi der "Salzburger Oskar" und sollte auch in entsprechendem Rahmen verliehen werden. (Thomas Neuhold/ DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.08.2007)


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