Salzburger Nachrichten am 19. September 2006 - Bereich: Kultur
Zeitgemäße Medienkritik

Grazer Medienkunst

Gemeinsam mit Richard Kriesche und Karl Neubacher gehörte Peter Gerwin Hoffmann zur ersten Generation der Grazer Medienkunstszene. In den 70er Jahren hantierte das Trio mit den Medien Fotografie, Video und Film, reflektierte über das Phänomen Bild und betonte dabei stets den gesellschaftspolitischen Charakter von Kunst. In der Ausstellung "Malerei Bild Handlung" würdigt die Neue Galerie Graz das vielseitige Schaffen des 61-jährigen steirischen Künstlers.

Künstler als Pin-up

Peter Gerwin Hoffmann hat schon vor Jahrzehnten für das Projekt "maskulin-feminin" (1979) die "tägliche Nackte" aus der "Kronen Zeitung" nachgestellt oder Magazin-Titelblätter in Grafiken mit dem Bleistift reproduziert. Medienironische Arbeiten wie diese wirken heute erstaunlich zeitgemäß. Hoffmann, der eigentlich von der klassischen Malerei kommt, wechselte später zu einer Malerei mit elektronischen Mitteln. Auf großformatigen Leinwänden, die Variationen von Porträts (z. B. US-Präsident Richard Nixon) zeigen, stellt er die Frage, wie Bilder im Kopf entstehen.

Klo aus Schokolade

Die Installation "Das Brot des Künstlers" aus dem Jahr 1985 wurde für die Ausstellung nachgebaut, anders als vor 21 Jahren hält sich die Aufregung über das inmitten von Schokoladewänden platzierte Klosett in Grenzen. Neu ist eine Arbeit über das Hornighaus in der Grazer Annenstraße, Peter Gerwin Hoffmann hat ein Arisierungsprotokoll des Gebäudes erstellt: der Künstler als Aufklärer, als Gesellschaftskritiker. (Bis 19.11.) m.b.

Info: www.neuegalerie.at