Salzburger Nachrichten am 5. Juli 2005 - Bereich: kultur
Mit altem Zeug Neues beginnen

Kunstwerke von Tom Sachs in der Galerie Ropac in Salzburg - Anspielungen auf Luxus und Nutzloses

Gudrun WeinzierlSalzburg (SN). Der US-amerikanische Künstler Tom Sachs ist das Kind einer hochtechnologisierten, industrialisierten und luxuriösen Welt. Aus ihr holt er seine Bezüge sich wandelnder, auflösender, vergänglicher Objekte: Der Grundriss des World-Trade-Centers, der Schaltplan des nie verwirklichten Autos "Delorean", das Auslaufmodell eines luftgekühlten Porsches und die Challenger-Rakete sind ihm Zeugen dafür, dass Produkte an einem Höchststand ihrer Entwicklung enden können. Eine Auswahl solcher Werke ist seit dem Wochenende in der Galerie Ropac in der Stadt Salzburg zu sehen.

Er glaube, "dass man mit dem Ende von Dingen auch einen neuen Beginn setzen kann", sagt der 39-jährige Künstler im SN-Gespräch. Das Vergangene hinterlasse in uns ein Gefühl der Leere. "Um uns in unserem Wohlstand gesund zu fühlen, müssen wir erhalten, Altes wiederverwerten und daraus Neues kreieren."

Sachs geht gegen diese "Vanitas" offenbar auch in seiner Arbeit an: Noch einige Minuten vor der Eröffnung der Salzburger Ausstellung schraubt und montiert er an dem Objekt "Vanity". Das ist ein "tiffanygrüner" Holztresor mit einem darauf montierten beweglichen selbst gebastelten Gewehr (ein Detail davon im Bild). Die Farbe erinnert an Luxus, das Gewehr ist ein Todesbringer, der Tresor symbolisiert das Bewahren und das Absichern. Dies sind typische Elemente für die Kunst von Tom Sachs.

Im Herbst 2004 zeigte er in der Salzburger Filiale der Deutschen Bank eine raumfüllende Installation seines "Personal wealth management"; dafür präsentierte er Dinge, die uns vermeintlich und tatsächlich zur Sicherung unseres Wohlstandes dienen.

In der neuen Salzburger Ausstellung weist Sachs in einem Wandobjekt (eine so genannte "Bricolage", zu deutsch: Bastelei) auf das Scotch Band als perfektes Hilfsmittel zum Reparieren und Erhalten von Dingen. Denn "wir müssen mit den Dingen sparsam umgehen", sagt Tom Sachs. "Das Recyclen von Material, um Nutzloses mit neuem Sinn zu versehen, ist Teil meiner künstlerischen Methode, ebenso die Anspielung auf Luxusgüter und Luxuslabels."

Seine "Woodburnings" genannten Wandobjekte bestehen aus weiß gestrichenen, mittels Scharnieren beweglichen Holzplatten, in die Pläne, Schriftzeichen und Zeichnungen eingebrannt sind. Wie einst Scharlatane ihre Heilmittel oder fahrende Händler ihre anzupreisenden Güter in zusammenklappbaren Holzkästen aufgehängt haben, so hält Sachs seine Informationen auf diesen Platten fest. Er geht dabei akribisch und detailbesessen wie ein technischer Zeichner vor.

Die Rahmen dazu sind weiß gestrichene oder im weiß-rot-gestreiftem Originalzustand belassene Holzlatten, die zu flachen Kästen zusammengebaut sind. Das noch ersichtliche "C.E." verweist auf ihre Herkunft. Tom Sachs erklärt: "Das bedeutet ,Consolidated Edison' und steht für die Elektrizitätsgesellschaft New Yorks - Fundstücke, die neuen Sinn erhalten haben."Die Ausstellung "Vanity" ist bis 31. Juli in der Villa Kast in Salzburg zu sehen.