Fragen an Stella
Rollig
Rubrik: Kulturpraxis Datum:
27.10.2004, 11:14 Uhr |
Andrea Starmayr führte ein
INterview mit der neuen Leiterin des Lentos-Kunstmuseum
Linz.
Seit 1. Mai ist die Wienerin Stella Rollig Direktorin
des Linzer Kunstmuseums Lentos. Was hat sich seit ihrem Amtsantritt
verändert? Wie beurteilt sie die kulturpolitische Situation in Linz?
Die KUPF führte dazu ein Interview mit der neuen Leiterin des
Lentos.
Stella Rollig ist in Linz spätestens seit ihrer
Ernennung zur Lentos-Direktorin ein Begriff. Sie lebte bisher als
Autorin, Kunstkritikerin und Kuratorin in Wien und ist seit fast 20
Jahren im Bereich der Gegenwartskunst tätig. Seit 2002 ist
Rollig u.a. Mitglied des Kuratoriums am O.K. Centrum für
Gegenwartskunst. Nach Linz führte sie aber bereits 2001 eine
Lehramtstätigkeit an der Kunstuniversität.
KUPF: Was war
Ihre persönliche Motivation nach Linz zu kommen bzw. die Führung des
Lentos zu übernehmen? Rollig: Ich habe Linz ja schon durch
meine Tätigkeiten an der Kunstuni und im OK gekannt. Und man bekommt
schließlich nicht jeden Tag die Leitung eines Museums angeboten.
Wie sehen Sie die kulturpolitische Situation in OÖ?
Die Situation in OÖ kann ich nicht beurteilen, ich kann nur von
Linz sprechen. Linz betreibt eine sehr engagierte Kulturpolitik. Die
Methode, Kulturschaffende in einen Dialog zu bringen, trägt Früchte.
Was sind die Ihrer Meinung nach gravierendsten Unterschiede
zwischen der Kunst- und Kulturszene Linz und Wien? Linz ist mit
Wien nicht zu vergleichen, da Wien viel größer ist. In Linz ist die
Kulturszene sehr offen. Welchen Stellenwert nimmt für Sie die so
genannte "Freie Kunstszene" ein? Ich bin mit der Freien Szene
sehr verbunden, da ich von meiner Geschichte her ja daher komme. Ich
sehe die Freie Szene als einen wesentlichen Motor der Kulturszene.
Die neue Ausstellung "Paula?s Home", welche das Lentos ab
15. Oktober zeigt, präsentiert ausschließlich Werke von
Künstlerinnen. Ist das eine Anspielung auf die Aktion von
FIFTITU%? Ich kenne die Aktion von FIFTITU% ? FIFTITU% hat
sich verdienstvollerweise die Frage gestellt, ob die Ausstellung ein
"Home für Männer" ist, da fast nur männliche Künstler gezeigt
wurden. Als Reaktion darauf und angeregt durch die alte Kampagne,
haben wir "Paula?s Home" konzipiert. "Paula?s Home" ist ein Home für
Künstlerinnen, in welcher Werke von insgesamt 104 Künstlerinnen aus
der Sammlung des Lentos gezeigt werden.
Konzeptionell ist
"Paula?s Home" aber keine reine Frauenausstellung sondern zugleich
auch eine Selbstreflexion. Was bedeutet für Sie Kunst aus
feministischer Sicht? Die Definition des Feminismus im
Kunstbetrieb ist, das Bewusstsein für Ungleichheit wachzurufen. Wir
leben noch immer in einer Männerwelt- man soll im Kunstbetrieb
verschiedene Maßnahmen aufzeigen und dem entgegen arbeiten.
Feminismus wird oftmals mit Agressivität gleichgesetzt, es gilt,
dieses Vorurteil aus der Welt zu schaffen. Bei feministischer
Kunst kommt es vor allem aber auf die Qualität an, nur Frau zu sein
alleine, ist zu wenig.
Was sind die gravierendsten
Veränderungen seit Ihrem Amtsantritt? Mit welchen Intensionen haben
Sie die Führung des Lentos übernommen ? was konnten Sie bis dato
realisieren? Wie bereits bei der Eröffnungsausstellung
sichtbar wurde, zeige ich eher Zeitgenössisches mit anderen
Bildmedien. Wichtig ist mir auch, dass die KünsterInnen mit der
Sammlung arbeiten dürfen. Auch lege ich großen Wert auf die
Vernetzung mit anderen Einrichtungen, wie z. B. mit dem AEC.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Bis jetzt
sehr gut. Ein großes Anliegen von mir ist es, dass Leute, die in die
Stadtwerkstatt kommen, auch das Lentos im Auge haben. Wichtig ist
auch, junge Leute ins Lentos zu bekommen, ich möchte auch vermehrt
mit der Kunstuni zusammenarbeiten.
Ihre Intention bei
Übernahme der Lentos- Führung war die regionale und internationale
Profilierung beziehungsweise Positionierung des Lentos. Apropos
Internationalität: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die
Wahrscheinlichkeit für Linz, Kulturhauptstadt zu werden? Die
Chancen sind sehr hoch, am 15. September war bereits
Einsendeschluss, Innsbruck fällt aus, es bewirbt sich nur Linz. Ich
sehe eine Riesenchance, um die Aufmerksamkeit nach Linz zu lenken
und dadurch hohe Gewinne zu erzielen.
Vielen Dank für das
Gespräch.
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz Tel.:0732/7070-3600
http://www.lentos.at, info@lentos.at
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