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27.02.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Muehl-Ausstellung: FPÖ fordert Absage
Der freiheitliche Kultursprecher Mainoni will stattdessen "Muehls Opfern breiten Raum geben".

WIEN (ag.). Die FPÖ fordert die Absage der am 2. März im Museum für angewandte Kunst (MAK) startenden Otto Muehl-Ausstellung. MAK-Direktor Peter Noever solle "aus Respekt vor den Opfern" Muehls die Schau absetzen, betonte der freiheitliche Kultursprecher Eduard Mainoni am Freitag in einer Aussendung. Stattdessen solle "Muehls Opfern breiter Raum gegeben werden".

"Problematisches Vorleben"

Anstoß nimmt Mainoni vor allem an Muehls "problematischem Vorleben, insbesondere in Bezug auf seine sexuellen Kontakte mit Minderjährigen". Die Opfer würden noch immer unter den Vorkommnissen in der Friedrichshof-Kommune leiden, wo der Künstler "seine Neigungen ausgelebt habe": "Jene Menschen, die damals schwer traumatisiert worden sind, müssen es geradezu als Schlag ins Gesicht empfinden, wenn man Muehl jetzt offiziell feiert."

Respekt vor den Opfern

Bei seiner Forderung gehe es nicht um eine Beschränkung der Freiheit der Kunst, so Mainoni: "Ob Muehl ein Künstler ist oder nicht, mag die Nachwelt entscheiden." Es gehe um den Respekt vor den Opfern. "Erschwerend" komme hinzu, dass der Künstler bis heute "auch nicht das geringste Anzeichen von Reue zeige", wie man in der jüngsten Ausgabe der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" nachlesen könne. Gleichzeitig beschimpfe Muehl auch noch Österreich "auf das Derbste".

"Keine weitere Bühne"

Kritik an der Ausstellung übt auch der Familienreferent und Sektenbeauftragte des Amtes der NÖ Landesregierung, Peter Pitzinger, in einer Aussendung. Otto Mühl sei "nicht irgendein Künstler, über dessen 'Kunstwerke' man zwar streiten kann, der ansonsten aber unauffällig ist". Er sei "nicht nur in seiner Zeit als so genannter 'Wiener Aktionist' mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten", sondern auch "als 'Guru' einer sektenähnlichen Kommune" verhaftet und wegen Unzucht mit Minderjährigen und anderer Delikte zu sieben Jahre Gefängnis verurteilt worden. "Wird nun seine Kunst ausgestellt und bewundert, so dient das ihm persönlich und der staunenden Öffentlichkeit letztlich als Rechtfertigung seiner Lebenssicht und seiner künstlerisch verbrämten strafbaren Handlungen", so Pitzinger. Dies treffe umso mehr zu, "als in seinen 'Kunstwerken' ja hauptsächlich sexuell perverse und aggressive frauenfeindliche Motive dominieren. Ein Mann, der sagt seine Opfer hätten ja schließlich Spaß an ihrem Missbrauch gehabt, ist widerwärtig. Einem solchen Mann darf keine weitere Bühne gegeben werden. Das verlangt der Opferschutz und der Anstand von uns."

SPÖ: "Soll stattfinden"

Gegen eine Absage wendet sich hingegen SPÖ-Kultusprecherin Christine Muttonen: "Die Straftaten Otto Muehls sind die eine Seite, die Kunst eine andere. Das darf man nicht vermischen, und ich sehe auch keinen Grund, diese zwei Seiten zu vermischen", so Muttonen am Rande einer Pressekonferenz. Der von der FPÖ geforderte "breite Raum" für die "Opfer Muehls" solle in den Begleitveranstaltungen zur Ausstellung geboten werden, so Muttonen weiter.

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