Verbrannte Leinwände

"Die Surrealisten haben, wie man weiß, den Tod der Malerei verordnet. Ich will den Mord." (Joan Miró 1930).
Von Sabine Oppolzer.


1930 formulierte Joan Miró (1893 - 1983) nach der Infragestellung der Malerei durch die Surrealisten die "Ermordung der Malerei". Je älter Miró wurde, desto radikaler folgte er jener Prämisse. Die Ausstellung "Miró - Später Rebell" im Kunstforum Bank Austria stellt von 14. März bis 4. Juni das Früh- und Spätwerk des Katalanen gegenüber.

Verbrannte Leinwand II, 1973
Verbrannte Leinwand II, 1973

Zentrales Bild dieser Schau ist ein riesiges Gemälde in Grau- und Schwarztönen, mit zwei knallroten Flächen. Darin prangen drei große Brandlöcher, an deren Rändern sich verkohlte Leinwand aufwirft.

Verbrannte Leinwände

"Sie finden in dieser Ausstellung eine der fünf verbrannten Leinwände", erklärt die Leiterin des Kunstforums, Ingried Brugger. "Das sind Dinge, wo Miró in einem performativen Akt mit Farbe unter Verwendung der Hände und der Füße und unter Verwendung des Bunsenbrenners Malerei zerstört hat. Hier hat er wirklich mit einem destruktiven Elan das exekutiert, was er bereits in den 30er Jahren formuliert hat."

Die kleine Blondine im Vergnügungspark, 1950
Die kleine Blondine im Vergnügungspark, 1950

Berühmt war Joan Miró mit seinen immer wiederkehrenden Motiven - die Frau, die Sternschnuppe, der Vogel - geworden. Die poetischen Landschaften, die Vogelfluglinien, die kindlich-naiv scheinenden und von mediterraner Leichtigkeit geprägten Bildzeichen, die das Werk Mirós prägen, wuchern im Spätwerk zu drohenden Ungeheuern aus.

Grimmiger, wilder Maler

Ohne Titel, um 1974
Ohne Titel, um 1974

Das Spätwerk zeigt Miró als grimmigen, wilden Maler. "Die Ermordung der Malerei" hatte Joan Miró bereits 1930 propagiert: "Die Surrealisten haben, wie man weiß, den Tod verordnet. Ich will den Mord".

Erst in seinem Spätwerk setzte er das mit physischer Vehemenz um und attackierte seine Bilder nicht nur immer wieder, sondern zerstörte sie auch. Mirós Enkel, Joan Punyet Miró meint, sein Großvater hätte erst im Alter seine innere Freiheit gefunden.

Die weiße Katze, 1927
Die weiße Katze, 1927

Erst wenn man dieses Alter erreicht hat, 75 oder 85, hätte man die wirkliche Reife erreicht und ein großes Ausmaß an Freiheit, meint der Enkel Mirós. Erst dann drücke man sich ohne irgendeine Form der Selbstzensur aus. So sprächen die späten Werke seines Großvaters von Freiheit und Grenzüberschreitung. Erst an seinem Lebensende hätte er sich gehen lassen, ohne sich irgendwie um die Meinung anderer Leute zu scheren.

"Miró -Später Rebell" eine Schau die auf Initiative von Kuratorin Caroline Messensee in Wien zu sehen ist, enthüllt erstmals in Europa das radikale Alterswerk Mirós.

Radio …sterreich 1