Kulturdebatte im Wiener Gemeinderat

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In der Diskussion um den "kosmos.frauenraum" konnten ÖVP und Grüne am Mittwoch im Gemeinderat einen Erfolg erzielen. Der Verein wird nun doch eine Betriebssubvention (145.000 Euro) erhalten, und zwar ohne die von Kulturstadtrat Andreas Mailath Pokorny (S) geforderte Neuausschreibung der Leitungsposition. Der umstrittene Passus wurde in der Gemeinderatssitzung nach Protesten der Grünen und der ÖVP gestrichen.

Die Grüne Gemeinderätin Marie Ringler warf Mailath-Pokorny in dem Zusammenhang "Erpressung" vor. Woraufhin der Stadtrat heute ankündigte, bei einer weiteren Wiederholung dieses Vorwurfs rechtliche Schritte zu erwägen.

Auslöser des Streits war eine Forderung Mailath-Pokornys, die derzeitige Leitung des in der Wiener Siebensterngasse beheimateten "kosmos.frauenraum" per 1.1.2003 abzulösen. Bei Nichterfüllung dieser Auflage, so hatte es geheißen, werde es für das Jahr 2002 keine Förderung geben. (Schluss) pwi/mac/leh APA0293 5 KI 0266 II26.Jun 02

Die Zukunft des Historischen Museums

Die geplante Neupositionierung des Historischen Museums der Stadt Wien führte in der gleichen Sitzung zu heftigen Debatten zwischen Opposition und Stadtregierung. Die Freiheitlichen befürchten, das Museum könnte "dem linken Zeitgeist geopfert werden". Für die Grünen liegt das Haus derzeit in einem "Dornröschenschlaf". Von Seiten der ÖVP kam Kritik an der kurzfristigen Ablöse und Nachbesetzung des derzeit amtierenden Direktors Günter Düriegl.

Blau

FP-Gemeinderätin Heidemarie Unterreiner eröffnete die Aktuelle Stunde zu diesem Thema. Sie äußerte Befürchtungen, das Historische Museum werde in Zukunft den eigentlichen Aufgaben eines Museums nicht mehr nachkommen. Das Haus, so befürchten die Freiheitlichen, solle zu einem "Experimentierfeld für gesellschaftspolitische Erscheinungen" werden. In diesem Zusammenhang übte die FP-Abgeordnete auch heftige Kritik am dreiköpfigen Kuratorium, welches das fragliche Vorkonzept erarbeitet hatte. (Kunsthallen-Leiter Gerald Matt, der Kulturjournalist Thomas Miessgang und der Historiker Siegfried Mattl, Anmerkung).

Grün

Lautstarke Kritik übten auch die Grünen: Das Historische Museum befinde sich in einem "Dornröschenschlaf". Das Haus sei kaum sichtbar, inhaltlich fehle eine klare Positionierung, so Gemeinderätin Marie Ringler. Der Grüne Klubobmann Christoph Chorherr sprach angesichts vieler unterschiedlicher Ausstellungen von einem "Gemischtwarenhandel".

Schwarz

Der nicht amtierende ÖVP-Stadtrat Peter Marboe äußerte ebenfalls Kritik. Der Ruf des Hauses werde international geschädigt, die Absetzung des amtierenden Direktors Düriegl sei "menschlich schäbig". Auch die Frist für dessen Nachbesetzung sei viel zu kurz angesetzt, in dieser Zeitspanne sei es wohl kaum möglich, international oder national einen geeigneten Leiter des Hauses zu bestimmen.
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