Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte
Austellung: Weltraum. Die Kunst und ein Traum

Im Kosmos des Sehnsuchtsraumes

Aufzählung (mj) Nur einen Steinwurf vom Original aus dem Naturhistorischen Museum entfernt hat der Meteorit der Künstlergruppe Mahony in der Kunsthalle Wien eingeschlagen. Der Festkörper kosmischen Ursprungs und sein artifizielles Pendant aus Ton und Schuhcreme können in der aktuellen Ausstellung "Weltraum. Die Kunst und ein Traum" nun direkt miteinander verglichen werden.

Insgesamt 51 Künstler aus 18 Ländern versammelt das Projekt vor dem Hintergrund des 50-jährigen Jubiläums des ersten bemannten Weltraumflugs. Mit Juri Gagarins Umkreisung des Erdballs im April 1961 begann der Wettlauf zum Mond, den die USA schließlich am 21. Juli 1969 für sich entschieden haben. Gianni Mottis ironische Replik darauf ist eine wehende US-Flagge.

Nicht minder humorvoll, aber aus weiblicher Sicht reflektiert Aleksandra Mir das Jahrhundertereignis in der Videoarbeit "First Woman On The Moon".

Den Link zwischen der Kunsthalle Wien und dem Kooperationspartner Naturhistorisches Museum, wo weitere Kunstwerke ausgestellt sind, schafft Nives Widauer: Ihr aus unterschiedlichsten Globen zusammengesetztes Weltkartenmosaik ist im dortigen Meteoritensaal als Livestream-Projektion zu sehen.

Anziehungspunkt auch für kunstfernes Publikum

Für ein ansonsten kunstfernes Publikum dürfte die Schau jedenfalls ein Anziehungspunkt sein. Angela Bulloch betört mit ihrer LED-Installation, die extraterrestrische Perspektiven in den Nachthimmel ermöglicht.

Auch Thomas Ruffs fotografisches Auge schwenkt zum nächtlichen Firmament. In einer großformatigen, schrillfarbigen Leinwandarbeit des Duos Dubossarsky und Vinogradov liefern sich Aliens und Erdenbewohner ein Fußballmatch. Ähnlich plakativ auch Mariko Moris Selbstinszenierung als Spacegirl oder Tom Sachs’ Rakete aus Pappe.

Daneben überrascht die Schau aber immer wieder durch Exponate, die das Ausstellungsthema breiter fassen. So etwa Michael Snows genialer Experimentalfilm aus dem Jahr 1970, in dem die Kamera permanent rotiert und ein zwar schwindelerregendes, nichtsdestoweniger schwereloses Gefühl vermittelt.

Nicht wenige Werke dieser Schau operieren an der Schnittstelle zwischen Kunst und wissenschaftlicher Recherche. In anderen spiegelt sich das All als Sehnsuchtsraum, aber auch Angstraum wider.

Weltenbauer finden sich unter den ausgestellten Künstlern kaum. Denn dafür scheint der mittlerweile strategisch stark besetzte und umkämpfte Kosmos nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Aufzählung Ausstellung

Weltraum. Die Kunst und ein Traum
Cathérine Hug (Kuratorin)
Kunsthalle Wien und Naturhistorisches Museum
Bis 15. August

 

Printausgabe vom Freitag, 01. April 2011
Online seit: Donnerstag, 31. März 2011 19:09:00

Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*
H-DMZN07 Bitte geben sie den Sicherheitscode aus dem grünen Feld hier ein. Der Code besteht aus 6 Zeichen.



* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Feedback-Regeln.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at