20. April 2010 - 00:04 Uhr · Von Nora Bruckmüller · Beruf & Bildung

Foto-Studium: Helga Traxler will unerwartete Momente einfangen

Foto-Studium: Helga Traxler will unerwartete Momente einfangen
LINZ. Den „unerwarteten Moment“ will Kunstuni-Studentin Helga Traxler (26) mit ihren Porträt-Fotografien einfangen. Die Analogkamera als Geschenk ihres Vaters war der Beginn. Heute ist Fotografieren ihr Beruf.

„Kunstuni.“ Ihr Lebensziel stand Helga Traxler 2006 nicht nur sprichwörtlich in großen Lettern auf die Stirn geschrieben. Um an der Kunstuni angenommen zu werden, musste sie das „Ziel“ kreativ umsetzen. Kurzerhand schrieb sie „Kunstuni“ auf ihre Stirn, knipste ein Selbstporträt und bastelte daraus einen Kühlschrankmagneten.

Doch dieses Ziel war Traxler, die heute im zweiten Semester den Master in Visueller Kommunikation macht und einem Fotografen assistiert, nicht immer klar. Eine Ausstellung des schweizerisch-amerikanischen Porträt-Fotografs Robert Frank, die sie während ihres Au-pair-Aufenthalts in Barcelona besuchte, öffnete ihr die Augen. „Seine Bilder haben mich einfach berührt.“ Traxler dachte: „Wenn ich das auch schaffen könnte...“

Heute ist Traxler auf einem guten Weg dazu. 2009, global das Krisenjahr schlechthin, war für Traxler „ein gutes Jahr, in dem extrem viel passierte“. Zu ihrem Bachelor-Abschluss kam der Gewinn des Editorial Awards, eines Preises für Modefotografie, für ihre zuvor unveröffentlichte Modestrecke „When I was a child“ (Foto oben). „Am Beginn war ich sehr unsicher. Aber dann hatte ich das Gefühl, die Arbeit lohnt sich“, so die Künstlerin heute. Ebenfalls 2009 folgte die erste internationale Nominierung für die New York Photo Awards, für eine Fotoserie, die vor Ort entstanden war. „Später würde ich gerne als freischaffende Fotografin arbeiten.“ So könnte sie Reisen und die Zusammenarbeit mit Magazinen und anderen Fotografen verbinden. Stilistisch versucht Traxler eine eigene Bildsprache mit Wiedererkennungswert zu etablieren. Ihre Fotoserien sind daher „extrem selektiert. Am Anfang kann ich total begeistert sein, später nicht mehr.“ Und es wird verändert. Treu bleibt sie ihrem Genre, der inszenierten Porträt-Fotografie. „Ich fotografiere zu 99 Prozent Menschen.“ Die Qualität des Porträts liegt darin, dass „ein Mensch, obwohl er inszeniert, in eine Situation hineinmanövriert wurde, seine Persönlichkeit zeigt.“

Wert legt Traxler auf ein gewisses Maß an Freiheit: „Ich habe nie die fertigen Bilder im Kopf.“ Dafür arbeitet sie gerne mit Personen ohne große Kameraerfahrung, in Kombination mit Tieren – Arbeitscharakteristika, „um den unerwarteten Moment festhalten zu können“.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/ratgeber/beruf_bildung/art121,372631
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